3. Kein steinern Pflaster, drauf die Römer zogen,
Wie es mein Aug' im heil'gen Land erschaut,
Mit Meilenzeigern, Wasserleitungbogen,
Mit Grabdenkmalen, Brücken reich umbaut —
Ein deutscher Bergpfad ist's! Die Städte flieht er
Und keucht zum Kamm des Waldgebirgs hinauf,
Durch Laubgehölz und Tannendunkel zieht er
Und birgt im Dickicht seinen scheuen Lauf.
Das Eichhorn kann von Ast zu Ast sich schwingen,
So weit er reicht, und nicht zum Boden springen.
4. Der Rennstieg ist's: die alte Landesscheide,
Die von der Werra bis zur Saale rennt
Und Recht und Sitte, Wildbann und Gejaide
Der Thüringer von dem der Franken trennt.
Du sprichst mit Fug, steigst du auf jenem Raine:
Hie rechts, hie links! hie Deutschlands Süd, dort Nord . .
Wenn hie der Schnee schmilzt, strömt sein Guß zum Maine,
Was dort zu Tal traust, rinnt zur Elbe fort;
Doch auch das Leben weiß den Pfad zu finden,
Was Menschen trennt, das muß sie auch verbinden.
5. Verschollner Völker dunkle Wanderungen,
Kampf um den Landhag . . Überfall und Flucht . .
Kriegswiese . . Mordfleck .. Richtstatt: manch verklungen
Geheimnis schwebt um Höhensaum und Schlucht.
Und wer zu hören weiß in frommem Lauschen,
Wie, herrlicher als Lied und Kunstgedicht,
In stundenlangem leisem Wipfelrauschen
Des Waldes Seele mit sich selber spricht,
Der muß, wenn sommerliche Lüfte wehen,
Auf diesem Stieg als Wandrer sich ergehen.
6. O Lust, die grüne Wildnis zu umkreisen!
Ich war als Obmann für den Zug erwählt
Und trug den Handschuh, feierlich zu weisen,
Wo sich ein Markstein findet, wo er fehlt.
Oft ritten Stunden wir und ritten Meilen
Und trafen keine Hütte, keinen Herd . .
Oft ließen wir die Rosse, und mit Beilen
Ward dicht Gesträuch gerodet und geklärt;
Auch schreckte in der Quellschlucht Nebelfeuchten
Verfaulter Stämme nächtlich Jrrlichtleuchten.
7. Und als wir kamen ab der hohen Leite
Dem Donnershang, der Zeller Loibe nah,
Wie dehnte sich in unermeßner Weite
Blaufernem Glanz vor uns die Landschaft da!