Full text: [Abteilung 5 = Obertertia, [Schülerband]] (Abteilung 5 = Obertertia, [Schülerband])

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L2. Frühlingsgruß an das Vaterland. 
1. Wie mir deine Freuden winken 
Nach der Knechtschaft, nach dem Streit! 
Vaterland ich muß versinken 
Hier in deiner Herrlichkeit. 
Wo die hohen Eichen sausen, 
Himmelan das Haupt gewandt, 
Wo die starken Ströme brausen, 
Alles das ist deutsches Land. 
2. Von dem Rheinfall hergegangen 
Komm' ich, von der Donau Quell, 
Und in mir sind aufgegangen 
Liebessterne mild und hell; 
Niedersteigen will ich, strahlen 
Soll von mir der Freudenschein 
In des Neckars frohen Talen 
Und am silberblauen Main. 
3. Weiter, weiter mußt du dringen, 
Du mein deutscher Freiheitsgruß; 
Sollst vor meiner Hütte klingen 
An dem fernen Memelflnß. 
Wo noch deutsche Worte gelten, 
Wo die Herzen stark und weich, 
Zu dem Freiheitskampf sich stellten, 
Ist auch heil'ges deutsches Reich. 
4. Alles ist in Grün gekleidet, 
Alles strahlt im jungen Licht, 
Anger, wo die Herde weidet, 
Hügel, wo man Trauben bricht. 
Vaterland, in tausend Jahren 
Kam dir solch ein Frühling kaum; 
Was die hohen Väter waren, 
Heißet nimmermehr ein Traum. 
5. Aber einmal müßt ihr ringen 
Noch in ernster Geisterschlacht 
Und den letzten Feind bezwingen, 
Der im Innern drohend wacht. 
Haß und Argwohn müßt ihr dämpfen, 
Geiz und Neid und böse Lust; 
Dann nach schweren, langen Kämpfen 
Kannst du ruhen, deutsche Brust. 
6. Jeder ist dann reich an Ehren, 
Reich an Demut und an Macht; 
So nur kann sich recht verklären 
Unsers Kaisers heil'ge Pracht. 
Alte Sünden müssen sterben 
In der gottgesandten Flut 
Und an einen sel'gen Erben 
Fallen das entsühnte Gut. 
7. Segen Gottes auf den Feldern, 
In des Weinstocks heil'ger Frucht, 
Manneslust in grünen Wäldern, 
In den Hütten frohe Zucht; 
In der Brust ein frommes Sehnen, 
Ew'ger Freiheit Unterpfand: 
Liebe spricht in zarten Tönen 
Nirgends wie im deutschen Land. 
8. Ihr in Schlössern, ihr in Städten, 
Welche schmücken unser Land, 
Ackersmann, der auf den Beeten 
Deutsche Frucht in Garben band, 
Traute deutsche Brüder, höret 
Meine Worte alt und neu: 
Nimmer wird das Reich zerstöret, 
Wenn ihr einig seid und treu! 
M. v. Schenkendorf. 
Hk Erneuter Schwur. 
1. Wenn alle untren werden, 
So bleib' ich euch doch treu, 
Daß immer noch auf Erden 
Für euch ein Streiter sei. 
Gefährten meiner Jugend, 
Ihr Bilder beßrer Zeit, 
Die mich zu Männertugend 
Und Liebestod geweiht,
	        
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