St. Denn herte ist auch der Freiste
nicht.
Ein Oberhaupt muß sein, ein höchster Richter,
Wo man das Recht mag schöpfen in dem
Streit.
Drum haben unsre Väter für den Boden,
Den sie der alten Wildniß abgewonnen,
Die Ehr' gegönnt dem Kaiser, der den Herrn
Sich nennt der deu ben und der welschen
rde,
Und, wie die andern Freien seines Reichs,
Sich ihm zu edlem Waffendienst gelobt;
Sie folgten, wenn der Heribann erging,
Dem Reichspanier und schlugen seine Schlachten.
Nach Welschland zogen sie gewappnet mit,
Die Römerkron' ihm auf das Haupt zu
setzen.
Daheim regierten sie sich fröhlich selbst
Nach altem Brauch und eigenem Gesetz;
Der höchste Blutbann war allein des Kaisers;
Und dazu war bestellt ein großer Graf,
Der hatte seinen Sitz nicht in dem Lande.
Wenn Blutschuld kam, so rief man ihn herein,
Und unter offnem Himmel, schlicht und klar,
Sprach er das Recht und ohne Furcht der
Menschen.
Wo sind hier Spuren, daß wir Knechte sind?
Ist Einer, der es anders weiß, der rede!
Im Hofe. Nein, so verhält sich Alles,
wie Ihr sprecht.
Gewaltherrschaft ward nie bei uns geduldet.
St. Wir haben diesen Boden uns er—⸗
schaffen,
Durch unsrer Hände Fleiß, den alten Wald,
Der sonst der Bären wilde Wohnung war,
Zu einem Sitz für Menschen umgewandelt;
Die Brut des Drachen haben wir getödtet,
Der aus den Sümpfen giftgeschwollen stieg;
Die Nebeldecke haben wir zerrissen,
Die ewig grau um diese Wildniß hing,
Den harlen Fels gesprengt, über den Abgrund
Dem Wandersmann den sichern Steg geleitet;
Unser ist durch tausendjährigen Besitz
Der Boden — und der fremde Herrenknecht
Soll kommen dürfen und uns Ketten schmieden,
Und Schmach anthun auf unsrer eignen
Erde?
Ist keine Hilfe gegen solchen Drang?
(Eine große Bewegung unter den Landleuten).
Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht.
Wenn der Gedrückte nirgends Recht ; kann
finden,
Wenn unerträglich wird die Last — greift er
Hinauf getrosten Muthes in den Himmel,
164
Drama.
Und holt herunter seine ewgen Rechte,
Die droben hangen unveräußerlich
Und unzerbrechlich, wie die Sterne selbst. —
Der alte Urstand der Natur kehrt wieder,
Wo Mensch dem Menschen gegenüber steht. —
Zum letzien Mittel, wenn kein andres mehr
Verfangen will, ist ihm das Schwert ge—
geben —
Der Güter höchstes dürfen wir vertheid'gen
Gegen Gewalt. — Wir stehn vor unser
Land,
Wir stehn vor unsre Weiber, unsre Kinder!
Alle lan ihre Schwerter schlagend).
Wir stehn vor unsre Weiber, unfre Kinder!
Rös. (tritt in den Ring), Eh' Ihr zum
Schwerte greift, bedenkt es wohl.
Ihr könnt es friedlich mit dem Kaiser schlichten.
Es kostet Euch ein Wort und die Tyrannen,
Die Euch jetzt ihwe rnen schmeicheln
uch.
Ergreift, was man Euch oft geboten hat;
Trennt Euch vom Reich, erkennet Oestreichs
Hoheit, —
A. d. M. Was sagti der Pfarrer? Wir
zu Oestreich schwören!
A. B. Hört ihn nicht an!
Wink. Das räth uns ein Verräther,
Ein Feind des Landes!
Red. Ruhig, Eidgenossen!
Sewa. Wir Oestreich huldigen, nach sol⸗
cher Schmach? Gewalt,
V. d. F. Wir uns abtrotzen lassen durch
Was wir der Güte weigerten?
Meier. Dann wären
Wir Sclaven und verdienten es zu sein!
A. d. M. Der sei gestoßen aus dem Recht
der Schweizer,
Wer von Ergebung spricht an Oesterreich!
— Landammann, ich bestehe darauf: dies sei
Das erste Landsgesetz, das wir hier geben.
Melchthal. So sei's. Wer von Erge—
bung spricht an Oestreich,
Soll rechtlos sein und aller Ehren baar,
Kein Landmann nehm' ihn auf an seinem
Feuer.
Alle (heben die rechte Hand auf).
Wir wollen es, das sei Gesetz!
Red. (nach einer Pause). Es ist's.
Rös. Jetzt seid Ihr frei, Ihr seid's durch
dies Gesetz.
Nicht durch Gewalt soll Oesterreich ertrotzen,
Was es durch freundlich Werben nicht erhielt.
J. v. Weiler. Zur Tagesordnung, weiter.
Red. Eidgenossen!