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175 Jene lief zu der Pfort' und öffnete. Näher und näher
Kam das Gekling' und das Klatschen der Peitsch' und der Pferde
Getrampel.
Nun, nun lenkten herein die mutigen Ross' in den Hofraum,
Blankgeschirrt, und der Schlitten mit halb schon offnem Verdeck¬
stuhl
Hielt an der Thür, und es schnoben, beschneit und dampfend, die
Renner.
180 Mütterchen rief: Willkommen daher! Willkommen, ihr Kindlein!
Lebt ihr auch noch? und reichte die Händ' in den schönen Verdeckstuhl;
Lebt in dem grimmigen Ost mein Töchterchen? Dann, von den Kindern
Selbst sich zu schonen ermahnt: Laßt, Kinderchen, sprach sie; dem
Sturmwind
Wehret das Haus! Ich bin ja vom eisernen Kerne der Vorwelt!
185 Stets war unser Geschlecht steinalt und Verächter des Wetters;
Aber die jüngere Welt ist zart und scheuet die Zugluft.
Sprach's; und den Sohn, der dem Schlitten entsprang, umarmte
sie eilig.
Hüllte das Töchterchen dann aus bärenzottigem Fußsack
Und liebkosete viel mit Kuß und bedauerndem Streicheln,
190 Zog dann beid', in der Linken den Sohn, in der Rechten die Tochter,
Rasch in das Haus, dem Gesinde des Fahrzeugs Sorge vertrauend.
Aber wo bleibt mein Vater? Er ist doch gesund am Geburtstag?
Fragte der Sohn. Schnell tuschte mit winkendem Haupte die Mutter:
Still! Das Väterchen hält noch Mittagsschlummer im Lehnstuhl!
195 Laß mit kindlichem Kuß dein junges Gemahl ihn erwecken;
Dann wird wahr, daß Gott im Schlafe die Seinigen segnet!
Sprach's und führte sie leis in der Schule gesäubertes Zimmer,
Voll von Tisch und Gestühl, Schreibzeug und bezifferten Tafeln,
Wo sie an Pflöck' aufhängte die nordische Wintervermummung,
200 Mäntel, mit Flocken geweißt, und der Tochter bewunderten Leibpelz,
Auch den Flor, der die Wangen geschirmt, und das seidene Halstuch;
Und sie umschloß die Enthüllten mit strömender Thräne der In¬
brunst :
Tochter und Sohn, willkommen! Ans Herz willkommen noch einmal!
Ihr uns Altenden Freud', in Freud' auch altet und greifet,
205 Stets einmütigen Sinns und umwohnt von gedeihenden Kindern!
Nun mag brechen das Auge, da dich wir gesehen im Amtsrock,
Sohn, und dich ihm vermählt, du frisch aufblühendes Herzblatt!
Armes Kind, wie das ganze Gesicht rot glühet vom Ostwind!