Full text: [Teil 6 = Oberstufe, erste Abteilung (Siebentes Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = Oberstufe, erste Abteilung (Siebentes Schuljahr), [Schülerband])

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abbrechen und in einer größeren Entfernung über das Wasser schlagen zu 
lassen, damit die allzugroße Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht 
in Versuchung führte. Zugleich wurde den Einwohnern aller Ortschaften, 
durch welche der Zug ging, vergönnt, ihre besten Habseligkeiten auf das 
Rudolstädter Schloß zu flüchten. 
Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog Heinrich 
von Braunschweig und dessen Söhnen begleitet, der Stadt und bat sich durch 
einen Boten, den er voranschickte, bei der Gräfin von Schwarzburg auf 
ein Morgenbrot zu Gaste. Eine so bescheidne Bitte, an der Spitze eines 
Kriegsheeres gethan, konnte nicht wohl abgeschlagen werden. Man würde 
geben, was das Haus vermöchte, war die Antwort; Seine Excellenz möchte 
kommen und vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht, der Sauve- 
Garde noch einmal zu gedenken und dem spanischen General die gewissen¬ 
hafte Beobachtung derselben ans Herz zu legen. 
Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel erwarten den 
Herzog auf dem Schlosse. Er muß gestehen, daß die thüringischen Damen 
eine sehr gute Küche führen und aus die Ehre des Gastrechts halten. Noch 
hat man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale 
ruft. Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die spa¬ 
nischen Soldaten Gewalt gebraucht und den Bauern das Vieh weggetrieben 
hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volks; was dem Ärmsten ihrer 
Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese 
Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart nicht verlassen, 
befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in aller Geschwindigkeit und Stille 
zu bewaffnen und die Schloßpforten wohl zu verriegeln; sie selbst begiebt 
sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier 
klagt sie ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht 
worden, und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten. Man 
erwidert ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei, und daß 
bei einem Durchmarsch von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu 
verhüten stünden. „Das wollen wir doch sehen," antwortete sie aufgebracht. 
„Meinen armen Unterthanen muß das Ihrige wieder werden, oder bei 
Gott!" — indem sie drohend ihre Stimme anstrengte, „Fürstenblut für 
Ochsenblut!" Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, 
das in wenigen Augenblicken von Bewaffneten erfüllt war, die sich, das 
Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit, hinter die Stühle der 
Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritt dieser 
kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betreten 
sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen, 
handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu
	        
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