Full text: [Teil 4 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 4 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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große, kräftige Mensch nicht? ... Vielleicht würde er es tun, wenn man 
ihm nichts schenkte! 
Die Bedenken des kleinen herzens haben auch schon die Seele vieler 
Erwachsenen heiß bedrängt. Und diese haben es nicht dabei bewenden 
lassen. 
Doch als Antwort sei eine kleine Geschichte erzählt, von einem, der 
sie miterlebt hat. 
Dasselbe frierende Kind, das so sehnsüchtig auf der Straße nach 
Weihnachten ausschaute, hatte zu hause gute Eltern und liebe Geschwister. 
Aber die Mienen der Eliern waren seit einiger Zeit trotz des nahenden 
Weihnachtsfestes durchaus nicht freudig. Vergebens suchten die Kinder 
etwas von Weihnachtsstimmung in ihren Augen. Die Eltern wollten 
auch nichts von den bescheidenen Wünschen der Kinder hören: Grete 
wünschte sich einen Nähkasten, Hans ein hübsches Buch, Georg Peitsche 
und Leine, Liesel eine Puppe und das Kleine einen Ball. 
Ach, die Eltern sahen und hörten nur zu gut, was die Kinder wollten. 
Und die Seele tat ihnen weh, da sie keine Hoffnung sahen, die bescheidenen 
Wünsche zu erfüllen. Der Verdienst des Mannes war im Winter so viel 
geringer als im Sommer; und doch waren die Bedürfnisse größer: mehr 
schuhe, wärmere Kleidung, und die teuern Kohlen waren kaum zu er— 
schwingen. Die Mutter, die durch Waschen und Bügeln sonst immer mit— 
verdiente, hatte durch eine längere Krankheit gerade die besseren Stellen 
berloren. Sie vertrug auch nicht mehr soviel schwere Arbeit. Wohl konnte 
sie gut nähen und besaß auch eine Nähmaschine. Aber diese war 
jetzt für wenige Mark in das Pfandhaus gewandert — zu nähen gab es 
doch nichts; denn wie nötig auch die Kinder warmes Unterzeug brauchten, 
man konnte keine Stoffe kaufen. Sie hätte auch für Fremde nähen können; 
aber woher Aufträge bekommen; sie hatte keine Beziehungen, wußte nicht, 
wohin sie sich wenden sollte. 
Zu allem Unglück kam noch die geheime Furcht, daß der Mann, ein 
fleißiger Arbeiter und liebevoller Vater, sich dem Trunke ergeben könnte, 
um wenigstens auf Stunden die nagende Sorge zu vergessen. Schon hatten 
ihn einmal Arbeitsgenossen mit in das Wirtshaus genommen. 
Armenunterstüßung wollten sie nicht. Vor allem der Mamm stemmte 
sich kräftig dagegen. Aber schließlich würde ja doch nichts anderes übrig 
bleiben. Man möchte manchmal neidig werden auf die Keichen, die so 
viel mehr hatten, als sie brauchten. Aber man konnte doch niemanden 
angehen. Das würde ja wie Bettel aussehen! Und betteln wollte man 
um keinen Preis. Nur einen Menschen wissen, mit dem man sich einmal 
aussprechen könnte, der beraten möchte, der Arbeit verschaffen würde; dem 
Nan alle Bitten und Fragen, alle Sorgen und ängste vortragen könnte ohne 
Besorgnis, mißverstanden zu werden. Aber wo gab es eine solche Stelle? 
In der Rachbarschaft wohnte eine Frau, die vielleicht diese ersehnte 
und erträumte Stelle kannte. Früher hatte man es vermieden, mit der
	        
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