Full text: [Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband])

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lernte tanzen, fechten, voltigieren. Ich will in diesem Briese meine Fehler 
aufrichtig bekennen, ich kann auch also das Gute von mir sagen. Ich 
kam in diesen Übungen so weit, daß mich diejenigen selbst, die mir im 
voraus alle Geschicklichkeit darinnen absprechen wollten, einigermaßen 
bewunderten. Vieser gute Bnfang ermunterte mich heftig. Mein Körper 
war ein wenig geschickter worden, und ich suchte Gesellschaft, um nun auch 
leben zu lernen. Ich legte die ernsthaften Bücher eine Zeitlang auf die 
Seite, um mich in denjenigen umzusehn, die weit angenehmer und viel¬ 
leicht ebenso nützlich sind. 
Die Komödien kamen mir zuerst in die Hand. Es mag unglaublich 
vorkommen, wem es will, mir haben sie sehr große Dienste getan. Ich 
lernte daraus eine artige und gezwungne, eine grobe und natürliche Bus- 
führung unterscheiden. Ich lernte wahre und falsche Tugenden daraus 
kennen und die Laster ebensosehr wegen ihres Lächerlichen als wegen ihrer 
Zchändlichkeit fliehen, habe ich aber alles dieses nur in eine schwache 
Busübung gebracht, so hat es gewiß mehr an andern Umständen als an 
meinem Willen gefehlt. Doch bald hätte ich den vornehmsten Uutzen, den 
die Lustspiele bei mir gehabt haben, vergessen. Ich lernte mich selbst kennen, 
und seit der Zeit habe ich gewiß über niemanden mehr gelacht und gespottet 
als über mich selbst. Doch ich weiß nicht, was mich damals vor eine Tor¬ 
heit überfiel, daß ich auf den Entschluß kam, selbst Komödien zu machen. 
Ich wagte es, und als sie aufgeführt wurden, wollte man mich versichern, 
daß ich nicht unglücklich darinne wäre. Man darf mich nur in einer Zache 
loben, wenn man haben will, daß ich sie mit mehrerm Ernste treiben soll. 
Ich sann dahero Tag und Nacht, wie ich in einer Zache eine Ztärke zeigen 
möchte, in der, wie ich glaubte, sich noch kein Deutscher allzusehr hervor¬ 
getan hatte. 
Bber plötzlich ward ich in meinen Bemühungen durch Dero Befehl, 
nach Hause zu kommen, gestoret. was daselbst vorgegangen, können Zie 
selbst noch allzu wohl wissen, als daß ich Ihnen durch eine unnütze Wieder¬ 
holung verdrießlich falle. Man legte mir sonderlich die Bekanntschaft mit 
gewissen Leuten, in die ich zufälligerweise gekommen war, zur Last. Doch 
hatte ich es dabei Dero Gütigkeit zu danken, daß mir andere Verdrießlich¬ 
keiten, an denen einige Zchulden Ursache waren, nicht so heftig vorgerückt 
wurden. Ich blieb ein ganzes Vierteljahr in Kamenz, wo ich weder müßig 
noch fleißig war. Gleich von Bnfang hätte ich meiner Unentschließigkeit, 
welches Ztudium ich wohl erwählen wollte, erwähnen sollen. Man hatte 
derselben nun über Jahr und Tag nachgesehn. Und Sie werden sich zu 
erinnern belieben, gegen was ich mich auf Ihr dringendes Bnhalten er¬ 
klärte. Ich wollte Medizinam studieren. Wie übel Zie aber damit zu¬ 
frieden waren, will ich nicht wiederholen. Bloß Ihnen zu Gefallen zu 
leben, erklärte ich mich noch über dieses, daß ich mich nicht wenig auf 
Zchulsachen legen wollte, und daß es mir gleich sein würde, ob ich einmal 
durch dieses oder jenes fortkäme.
	        
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