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lernte tanzen, fechten, voltigieren. Ich will in diesem Briese meine Fehler
aufrichtig bekennen, ich kann auch also das Gute von mir sagen. Ich
kam in diesen Übungen so weit, daß mich diejenigen selbst, die mir im
voraus alle Geschicklichkeit darinnen absprechen wollten, einigermaßen
bewunderten. Vieser gute Bnfang ermunterte mich heftig. Mein Körper
war ein wenig geschickter worden, und ich suchte Gesellschaft, um nun auch
leben zu lernen. Ich legte die ernsthaften Bücher eine Zeitlang auf die
Seite, um mich in denjenigen umzusehn, die weit angenehmer und viel¬
leicht ebenso nützlich sind.
Die Komödien kamen mir zuerst in die Hand. Es mag unglaublich
vorkommen, wem es will, mir haben sie sehr große Dienste getan. Ich
lernte daraus eine artige und gezwungne, eine grobe und natürliche Bus-
führung unterscheiden. Ich lernte wahre und falsche Tugenden daraus
kennen und die Laster ebensosehr wegen ihres Lächerlichen als wegen ihrer
Zchändlichkeit fliehen, habe ich aber alles dieses nur in eine schwache
Busübung gebracht, so hat es gewiß mehr an andern Umständen als an
meinem Willen gefehlt. Doch bald hätte ich den vornehmsten Uutzen, den
die Lustspiele bei mir gehabt haben, vergessen. Ich lernte mich selbst kennen,
und seit der Zeit habe ich gewiß über niemanden mehr gelacht und gespottet
als über mich selbst. Doch ich weiß nicht, was mich damals vor eine Tor¬
heit überfiel, daß ich auf den Entschluß kam, selbst Komödien zu machen.
Ich wagte es, und als sie aufgeführt wurden, wollte man mich versichern,
daß ich nicht unglücklich darinne wäre. Man darf mich nur in einer Zache
loben, wenn man haben will, daß ich sie mit mehrerm Ernste treiben soll.
Ich sann dahero Tag und Nacht, wie ich in einer Zache eine Ztärke zeigen
möchte, in der, wie ich glaubte, sich noch kein Deutscher allzusehr hervor¬
getan hatte.
Bber plötzlich ward ich in meinen Bemühungen durch Dero Befehl,
nach Hause zu kommen, gestoret. was daselbst vorgegangen, können Zie
selbst noch allzu wohl wissen, als daß ich Ihnen durch eine unnütze Wieder¬
holung verdrießlich falle. Man legte mir sonderlich die Bekanntschaft mit
gewissen Leuten, in die ich zufälligerweise gekommen war, zur Last. Doch
hatte ich es dabei Dero Gütigkeit zu danken, daß mir andere Verdrießlich¬
keiten, an denen einige Zchulden Ursache waren, nicht so heftig vorgerückt
wurden. Ich blieb ein ganzes Vierteljahr in Kamenz, wo ich weder müßig
noch fleißig war. Gleich von Bnfang hätte ich meiner Unentschließigkeit,
welches Ztudium ich wohl erwählen wollte, erwähnen sollen. Man hatte
derselben nun über Jahr und Tag nachgesehn. Und Sie werden sich zu
erinnern belieben, gegen was ich mich auf Ihr dringendes Bnhalten er¬
klärte. Ich wollte Medizinam studieren. Wie übel Zie aber damit zu¬
frieden waren, will ich nicht wiederholen. Bloß Ihnen zu Gefallen zu
leben, erklärte ich mich noch über dieses, daß ich mich nicht wenig auf
Zchulsachen legen wollte, und daß es mir gleich sein würde, ob ich einmal
durch dieses oder jenes fortkäme.