3. So lang er glaubt, daß das buhlende Glück
Sich dem Ldlen vereinigen werde,' —
Dem Schlechten folgt es mit Siebesblick,
Nicht dem Guten gehöret die Erde.
Lr ist ein Fremdling, er wandert aus
Und suchet ein unvergänglich Haus.
4. So lang er glaubt, daß dem irdischen verstand
Die Wahrheit je wird erscheinen,' —
Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand,'
wir können nur raten und meinen.
Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort,
Doch der freie wandelt im Sturme fort.
5. Drum, edle Seele, entreiß' dich dem Wahn —
Und den himmlischen Glauben bewahre!
was kein Ohr vernahm, was die Rügen nicht sahn,
Ls ist dennoch das Schöne, das wahre!
Ls ist nicht draußen, da sucht es der Tor!
Ls ist in dir, du bringst es ewig hervor.
97. Sprüche des Konfucius.
I.
1795.
1. Dreifach ist der Schritt derZeit:
Zögernd kommt die Zukunft her¬
gezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.
2. Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Sauf, wenn sie enteilt.
Dreifach ist des Uaumes Maß:
Uastlos fort ohn' Unterlaß
Strebt die Sänge fort ins weite,'
Endlos gießet sich die Breite,'
Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild sind sie gegeben:
Uastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Ueller-Stehle, Deutsches Lesebuch VI.
Keine Reu', kein Zaubersegen
Kann die stehende bewegen.
3. Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Sebens Reise?
Nimm die zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat,
wähle nicht die fliehende zum
Freund,
Nicht die bleibende zum Feind!
willst du die Vollendung sehn,'
Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten,'
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Rbgrund wohnt die Wahrheit.
12
II.
1799.