Full text: [Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband])

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besaß oder die blauweißroten Farben trug, galt schon für einen Hoch¬ 
verräter ... 
Nachdem zuerst 1848 das Gedicht „Ostern" entstanden war, das 
mit dem Nufe schließt: 
„Vas Land ist unser, unser soll es bleiben!" 
dichtete Storm 1850 die Gedichte: „Im herbst 1850", „Gräber an der 
Küste" und „Lin Epilog". Das tiefe Weh um die geliebte Heimat, der 
Schmerz und die Schmach, daß der Feind unter den eigenen Landsleuten 
Helfershelfer fand, aber auch der feste Glaube, daß einst der Tag kommen 
werde, „wo diese deutsche Lrde im Ring des großen Reiches liegt", spricht 
aus diesen Liedern. 
Ich zage nicht, es muß sich wenden, 
Und heiter wird die Welt erstehn, 
Ls kann der echte Ueim des Lebens 
Nicht ohne Frucht verloren gehn. 
Der Ulang von Frühlingsungewittern, 
von dem wir schauernd sind erwacht, 
von dem noch alle Wipfel rauschen, 
Er kommt noch einmal über Nacht! 
Und durch den ganzen Himmel rollen 
Wird dieser letzte Donnerschlag; 
Dann wird es wirklich Frühling werden 
Und hoher, Heller, goldner Tag. 
Ztorm legte, bis der Krieg entschieden war, seine Rnwaltspraxis 
nieder, von dem natürlichen Wunsche beseelt, mit den dänischen Beamten 
auch nicht amtlich zu verkehren. Nach Einstellung der Feindseligkeiten 
tat er keinen Schritt zur Nussöhnung mit der dänischen Negierung . . . 
Es wurde Ztorm immer klarer, daß er das Leben in der Heimat, das 
Treiben der Fremden, die Niedertracht der Einheimischen nicht lange mehr 
würde ertragen können. Wollte er nicht geistig und körperlich zugrunde 
gehen, so mußte er seinen ausgewiesenen Landsleuten folgen und sich sein 
Brot in der Fremde suchen. . . 
Die- dänische Negierung kassierte 1852 Storms Ndvokatenbestellung. 
Während er eine Anstellung als Richter außerhalb der Heimat suchte, 
führte er seine Praxis unter dem Namen seines Vaters weiter. 
Jm Februar 1852 bewarb er sich um die Bürgermeisterstelle in 
Buxtehude. Sechs von zehn Stimmen mußte er haben, aber er erhielt nur 
vier, und das Spiel war verloren. 
Nun bat er um eine Nnstellung in Preußen. Rn einem klaren Herbst¬ 
tage im Oktober 1853 war die Abschiedsstunde unabweisbar gekommen. 
Wie der Dichter sie erlebte, sagt uns das von tiefem Schmerz erfüllte 
Gedicht „Abschied", in dem er uns einen Blick in sein herz und sein 
Empfinden tun läßt:
	        
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