im Wasser ein Torfkahn, und hier wie dort herrscht rühriges Leben, emsiger
Fleiß.
Das ist das Fenn; so erzählt es gleichsam selbst seine Geschichte. Derselbe
Kanal, dem diese einsam im Moor versteckten Stätten ihr Entstehen und
Bestehen verdanken, läßt sie nun auch uumittelbar an: großen Weltverkehr
teilnehmen. Wer das Torfschiff zu lenken versteht, der lernt bald auch den
großen Kauffahrer steuern und Pflügt vielleicht jahrzehntelang die See,
um erst altersmüde heimzukehren und ruhig zu genießen, was er draußen
in Gefahr und Kampf gewann. Daher werden die Fenne zugleich Pflanz
schulen eines tüchtigen Schiffsvolkes, und jede Art seemännischer Leistung
und Bildung findet auf ihnen Pflege.
Unter den Fennen in Deutschland ist Papenburg an der Ems als das
älteste und größte bekannt. Ein weitblickender, opferfähiger Mann, Dietrich
von Beelen, hat es ins Leben gerufen. Als er im Jahre 1675 den Gedanken
der Anlage faßte, fand er außer der verfallenen Sumpfburg jenes Namens
nichts als einige elende, mitten im Moor verlorene Hütten vor, und da
niemand Lust trug, sich an dem hoffnungslosen Unternehmen zu beteiligen,
vernwchte er nur erst durch Versprechungen großer Freiheiten eine Schar
holländischer Kolonisten herbeizuziehen. Von dem Augenblicke an begann
das Moor zu schwinden. Jetzt, nachdem zwei Jahrhunderte vergangen sind,
erhebt sich an der Stelle jener Torfhütten auf einem Umfange von zwei
Stunden eine Stadt, die 8000 Einwohner und drei Kirchen hat, die eine
Navigationsschule und eine Handelsflotte von fast zweihundert größeren
und kleineren Schiffen besitzt und sich immer steigenden Wachstums erfreut.
100. Das alte westfälische Bauernhaus.
Aus I. Möser, Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.
Der Herd ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt, daß die Frau,
welche bei demselben sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen kann. Ein so
großer und bequemer Gesichtspunkt ist in keiner anderen Art von Gebäuden.
Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen, übersieht sie zu gleicher Zeit drei
Türen, dankt denen, die hereinkommen, heißt sie bei sich niedersetzen, behält
ihre Kinder und Gesinde, ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller,
Bodeu und Kammer, spinnt iinmer fort und kocht dabei. Ihre Schlafstelle
ist hinter diesem Feuer, und sie behält aus berfelben ebeudiese große Aussicht,
sieht ihr Gesinde zur Arbeit aufstehen und sich niederlegen, das Feuer an-
breuneu und verlöschen und alle Türen auf- und zugehen, hört ihr Vieh
fressen, die Weberin schlagen und beobachtet wiederum Keller und Kammer.
Jede zufällige Arbeit bleibt ebenfalls in der Kette der übrigen. Sowie
das Vieh gefüttert und die Dresche gewendet ist, kann sie wieder hinter ihrem
No full text available for this image