es vermögen. Ein Bestand von kräftigen Eichen schließt sich an die Felder
an, in ihrem Schatten lagert eine Schweineherde unb labt sich an der kräftigen
Kost; der Kamp liefert dem Hofschulzen sein Holz, dringt bis in die Nähe des
Gehöftes vor und gibt diesem zugleich Schutz gegen Nord- und Ostwind.
Wir gelangen an den Hof. Große Linden stehen vor der Tür, und nach
westfälischer Art „als Wächter an des Hofes Saum reckt sich empor der
Eichenbaum", darunter sind Nuhesitze, denn der Hofschulze will, selbst
wenn er rastet, seine Wirtschaft im Auge behalten. Das Wohnhaus ist ein
zweistöckiges Fachwerkgebäude, gelb unb weiß getüncht, mit einem gewal¬
tigen, gut instand gehaltenen Strohdach gedeckt; das Ganze macht einen
behäbigen und gemütlichen Eindruck. Auf der anderen Seite läuft um den
geräumigen Hof eine Flucht von Ställen und Scheuern, an deren Mauern
und Bewurf nicht die geringste schadhafte Stelle zu entdecken ist.
Dem Wohnhause gegenüber blickt man durch ein.Gittertor iu den
Baumgarten. Starke Obstbäume breiten ihre Zlveige über frische Gras¬
flächen; daneben sieht man Gemüse- und Salatbeete, aber nur hier und da
eine schmale Rabatte mit Rosen oder Feuerlilien, denn selbst der reiche Bauer
hat den Garten in erster Linie für den Ertrag, nicht für den Schmuck. Hinter
dem Garten sieht man große Wiesen und Weideflächen für die Pferde,
besonders für die Fohlen, deren Zucht ein sehr einträgliches Geschäft ist.
Es ist Vormittag gegen elf Uhr, als wir den Oberhof betreten.
Im Hofe zwischen den Scheuern und Wirtschaftsgebäuden steht mit
aufgekrämpten Hemdärmeln der alte Hofschulze und schaut achtsam in ein
Feuer, das zwischen Steinen und Kloben am Boden entzündet ist und
lustig flackert. Er rückt einen kleinen Amboß, der daneben steht, zurecht,
legt sich Hammer und Zange zum Griffe bereit, prüft die Spitzen einiger
großen Radnägel, die er aus dem Bruchstücke des vorgebundenen Schurz¬
felles gezogen hat, legt die Nägel auf das Bodenbrett des Leiterwagens,
dessen Rad er ausbessern will, und dreht die Stelle des Rades, von der
ein Stück Schiene abgebrochen ist, achtsam nach oben; darauf festigt er es
durch untergeschobene Steine in seiner Stellung.
Wieder blickt er ein paar Augenblicke in das Feuer, ohne daß seine
hellen, scharfen Augen davon zu blinzeln beginnen, fährt daim rasch mit der
Zange hinein, hebt das rotglühende Eisen heraus, legt es auf den Amboß,
schwingt den Hammer darüber, daß die Funken sprühen, schlägt es um das
Rad, schlägt und schweißt es mit zwei gewaltigen Hieben fest und treibt
dann die Nägel an ihre Plätze. Die letzten Schläge geben dem eingefügten
Stücke das Geschick. Der Schulze stößt mit dem Fuße die vor das Rad ge¬
legten Steine hinweg, faßt den Wagen an der Stange unb zieht ihn unge¬
achtet seiner Schwere ohne Anstrengung quer über den Hos, so daß die