so Weinend schlang der Jüngling seine Arme
Um den Greis, bedeckete sein Antlitz
Stumm und starr; dann stürzte statt der Antwort
Aus den Augen ihm ein Strom von Tränen.
Ans die Knie sank Johannes nieder,
55 Küßte seine Hand und seine Wange,
Nahm ihn neugeschenket vom Gebirge,
Läuterte sein Herz mit süßer Flamme.
Jahre lebten sie dann unzertrennet
Miteinander; in den schönen Jüngling
60 Goß sich ganz Johannes' schöne Seele. —
Sagt, was war es, was das Herz des Jünglings
Also tief erkannt' und innig festhielt
Und es wiederfand und unbezwingbar
Rettete? Ein Sankt Johannes-Glaube,
65 Zutraun, Festigkeit und Lieb' und Wahrheit.
62. Die Kreuzschau.
Von Adelbert v. C h a m i s s o.
Der Pilger, der die Höhen überstiegen,
Sah jenseits schon das ausgespannte Tal
In Abendglut vor feinen Füßen liegen.
Auf duft'ges Gras, im tnilben Sonnenstrahl
5 Streckt' er ermattet sich zur Ruhe nieder,
Indem er seinem Schöpfer sich befahl.
Ihm fielen zu die matten Augenlider,
Doch seinen lvachen Geist eilthob eilt Tralnn
Ter ird'schen Hülle seiner trügen Glieder.
io Der Schild der Sonne ward in: Himmelsraum
Zu Gottes Angesicht, das Firmament
Zu seinem Kleid, das Land zu dessen Saum.
„Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt,
Nicht, Herr, im Zorn entziehen beinen Frieden,
i5 Wenn seine Schwächen er vor dir bekennt.