Full text: [Halbband 2 = (Für Ober-Tertia), [Schülerband]] (Halbband 2 = (Für Ober-Tertia), [Schülerband])

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Braust die alte Heldenweise, 
Die vor Zeiten wohl mit Macht 
Frische Knaben, welke Greise 
20 Hinzog in die Tiirkenschlacht. 
Wie des Werbers Augen glühn! 
Und wie all die Säbelnarben, 
Ehrenröslein purpurfarben, 
Ihm auf Wang' und Stirne blühn! 
25 Klirrend glänzt das Schwert in 
Funken, 
Das sich oft im Blute wusch; 
Auf dem Tschako, freudetrunken, 
Taumelt ihm der Federbusch. — 
Aus der bunten Menge ragen 
so Einen Jüngling stark und hoch 
Sieht der Werber mit Behagen: 
„Wärest du ein Reiter doch!" 
Ruft er aus mit lichtem Augen, 
„Solcher Wuchs und solche Kraft 
35 Würden dem Husaren taugen: 
Komm und trinke Brüderschaft!" 
Und es schwingt der Freudigrasche 
Jenem zu die volle Flasche. 
Doch der Jüngling hört es 
schweigend, 
4o In die Schatten der Gedanken, 
Die ihn bang und süß umranken, 
Still fein schönes Antlitz neigend. 
Ihn bewegt das edle Sehnen, 
Wie der Ahn ein Held zu sein: 
45 Doch berieseln warme Tränen 
Seiner Wangen Rosenscheiu. 
Außer denen, die da rauschen 
In Musik, in Werbeswort, 
Scheint er Klängen noch zu lauschen, 
50 Hergeweht aus fernern Ort. 
„Komm zurück in meine Arme!" 
Fleht sein Mütterlein so bang; 
Und die Braut in ihrem Harme 
Fleht: „O säume nimmer laug!" 
Und er sieht das Hüttchen trauern, 55 
Das ihn hegte mit den Seinen; 
Hört davor die Linde schauern 
Und den Bach vorüberweinen. — 
Pochst du lauter nach den Bahnen 
Kühner Taten, junges Herz? <50 
Oder zieht das süße Mahnen 
Dich der Liebe heimatwärts? 
Also steht er unentschlossen, 
Während dort Geworbne schon 
Ziehn ins Feld auf flinken Rossen «5 
Lustig mit Drommetenton. 
„Komm in unsre Reiterscharen!" 
Fällt der Werber jubelnd ein, 
„Schönes Leben des Husaren, 
Das ist Leben, das allein!" — 70 
Jünglings Augen flammen heller, 
Seine Pulse jagen schneller.- 
Plötzlich zeigt sich jetzt im Kreise 
Eine finstere Gestalt 
Tiefen Ernstes, schreitet leise, 75 
Und beim Werber macht sie halt, 
Und sie flüstert ihm so dringend 
Ein geheimes Wort ins Ohr, 
Daß er, hoch den Säbel schwingend, 
Wie begeistert loht empor. 80 
Und der Dämon schwebt zur 
Bande, 
Facht ben Eifer der Musik 
Mächtig an zum stärksten Brande 
Mit Gerann und Geisterblick. 
Aus des Basses Sturmgewittern, 85 
Mit unendlich süßem Sehnen, 
Mit der Stimmen weichem Zittern 
Singen Geigen, Grabsirenen. 
Und der Finstre schwebt enteilend 
Durch der Lauscher dichte Reihe, gg 
Nur am Jüngling noch verweilend 
Wie mit einem Blick der Weihe. — 
! Bald im ungestümen Werben 
r
	        
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