Full text: [Teil 8 = Klasse 2, [Schülerband]] (Teil 8 = Klasse 2, [Schülerband])

300 mm&im&i&'im&i&i&i&i&'i&i&i&i&'i&i&'immm 
widerraten wurde; das wäre kein König von Preußen mehr, der nicht 
mehr zu seinen Soldaten gehen könnte. Er hat seinen ältesten Enkel 
in feierlichem Ernste in den „Dienst" eingeführt. Und er legte — 
Fürst Bismarck wußte es und handelte darnach — auf die Äußerlich¬ 
keit herkömmlicher Ehrerweisungen auch bei seinen höchsten Dienern 
Gewicht. Als bei einer Hochzeit die Minister den Fackeltanz ausführen 
mußten, unterschied er genau, wer es mit feierlichem, wer mit unlustigem 
Gesicht getan habe, und zog seine Schlüsse daraus: es gab für ihn 
auch in diesen Dingen, wie in den eigentlich soldatischen, bei aller Nach¬ 
sicht doch im Grunde „nichts Kleines". Vor allem indessen nicht in 
der eigenen Pflichterfüllung. Mit der peinlichsten Gewissenhaftigkeit 
nahm er sie aus sich; er trennte die leeren Blätter eines einlaufenden 
Schreibens ab und legte sie sparsam zurück; aber er prüfte auch mit 
ängstlicher Sorge jedes Todesurteil, das er bestätigen sollte. Er ent¬ 
schied immer mit klarem, gesundem Sinne, sachlich und gerecht, oft auch 
im Alltäglichsten völlig selbständig, derart, daß er niemals von seinem 
Rate abhängig werden konnte. Er setzte Erklärungen oder Reden, 
hinter denen man die Feder seiner Gehilfen ahnen möchte, eigenhändig 
aus und korrigierte sie in allen Einzelheiten durch, wie den Entwurf der 
Rede, mit der er 1883 das Niederwalddenkmal weihte; es ist bezeich¬ 
nend, daß diese ganz persönliche Kundgebung mit der Wiedergabe von 
Worten Friedrich Wilhelms III. schließt. Wir wissen, daß er noch in hohen 
Jahren die Mühe nicht gescheut hat, sich zum Anhalt sür seine Entscheidungen 
über die Justizgesetze einen Kursus über Enzyklopädie der Rechtswissen¬ 
schaft vortragen zu lassen: er wolle doch ein Verständnis sür die strittigen 
Dinge, einen Begriff von dem erwerben, was er unterzeichnen werde. 
Er hat dann die Entwürfe, die man ihm vorlegte, eigenhändig durch¬ 
gearbeitet; man fand nach seinem Tode „zahlreiche engbeschriebene Bogen" 
mit Auszügen daraus. Er ließ sich von Werner Siemens eingehend 
über Wesen und Leistungen der Elektrizität, von den Teilnehmern an 
jenen Abendunterhaltungen seiner Gemahlin über allerlei Fragen der 
Wissenschaften, der Künste belehren, von einem Helmholtz, Curtius, 
Grimm. Er verlangte da stets nach genauer Anschauung; „bitte, wieder¬ 
holen Sie es noch einmal, ich möchte es gern behalten," und schloß dann 
wohl — er selber ein liebenswürdig lebendiger Erzähler — das Zu¬ 
sammensein mit herzlichem Danke: „Ich habe wieder etwas gelernt." 
Gelernt hat er so bis über die Grenzen des menschlichen Alters hinaus. 
Auch das machte er sich zu eigen, was ihm ursprünglich am fernsten 
lag, und was er auch später niemals beanspruchte zu beherrschen: die 
Kunst, und gerade ihr gegenüber trat die Gesundheit, die untrügliche 
Echtheit seines Wesens besonders charakteristisch hervor. Er wollte kein 
Kenner sein; er tat das Seine sür eine umfassende Bereicherung der 
Museen, für die Ausrichtung einer Fülle von Denkmälern, von Monu-
	        
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