Full text: [Teil 3 = (3. und 4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (3. und 4. Schuljahr), [Schülerband])

29 
oder von hohen Gästen begleitet, hörte dem Unterrichte zu, fragte auch 
wohl selbst die Kinder und wußte in herzgewinnender Art auch das schüch— 
ternste zur Antwort zu bewegen. Wo es immer anging, wohnte er den 
ordentlichen Schulprüfungen bei und griff wohl auch manchmal selbst in 
den Unterricht ein. Die Sorge der Kronprinzessin dagegen war besonders 
auf gute Lüftung der Schulräume, auf Reinhaltung der Klassenzimmer, 
auf Sauberkeit und gute Haltung der Kinder gerichtet. 
Dieselben herzlichen Beziehungen, wie zu dem Gute Vornstedt, 
unterhielt das kronprinzliche Paar auch zu dem etwa eine Viertelstunde von 
Schloß Friedrichskron entfernten Dorfe Eiche, das gleichfalls zu seinen 
Gütern gehörte. Auch die Einwohner von Eiche und Umgegend können 
nicht genug erzählen von der Liebenswürdigkeit des hohen Paares. Wie 
zwanglos bewegten sie sich unter den Leuten des Dorfes, wie teilten sie 
Leid und Schmerz mit ihnen, wie oft ist hier die Kronprinzessin noch am 
Abend an dem Bette eines kranken Kindes erschienen und hat den angst— 
erfüllten Eltern Mut und Trost zugesprochen! Und mehr als einmal schritten 
die fürstlichen Eltern, an die eignen verlorenen Lieblinge denkend, mit dem 
Kranze am Arme, in einem Trauergefolge einher, wenn der Tod wieder 
ein junges Menschenleben gefordert hatte. Oft, wenn der Gartenarbeiter 
Krüger in dem Kindergarten bei Schloß Friedrichskron in Hemdärmeln 
arbeitete, kam der hohe Herr zu ihm heraus und unterhielt sich 
in der freundlichsten Weise mit dem alten Manne, den er als einen 
braven Menschen kennen gelernt hatte. Als er eines Tages hörte, 
daß er krank sei, kam er mit seiner Gemahlin noch um 9 Uhr abends 
zu Wagen in Eiche an, brachte eine Flasche Wein und Fleischbrühe mit und 
gab die bestimmteste Anweisung, daß sie ja schicken sollten, wenn noch etwas 
fehle. Und als der Mann gestorben war, da suchte er den Lehrer des 
Orts auf, den er zum Hüter über das Wohl und Weh der ganzen Ge— 
meinde bestellt hatte, und forderte ihn auf, mit ihm zu gehen und ihm 
das Grab des Taglöhners Krüger zu zeigen, und der Erbe des mächtigen 
deutschen Kaiserthrones stand am Grabe des schlichten Arbeiters und 
weihte ihm ein stilles Andenken. 
An einem Nachmittage im Juli wurde dem Kronprinzen in Schloß 
Friedrichskron von seiner Dienerschaft die Nachricht überbracht, daß in Eiche 
eine Feuersbrunst ausgebrochen sei. Sofort machte er sich auf den Weg 
zu der Brandstätte und traf dort als einer der ersten, noch vor dem Amts— 
vorsteher ein. Er hatte mit der ihm eigenen Umsicht, bevor er zur Brand— 
stätte eilte, den Befehl gegeben, daß von dem in der Nähe des Schlosses 
Friedrichskron in Garnison liegenden Lehr-Infanterie-Bataillon sofort zwei 
Kompanien zur Hilfeleistung nach Eiche abrücken sollten. Das Feuer machte, 
begünstigt von dem starken Winde, entsetzlich schnelle Fortschritte, um so 
mehr, da es an den Stroh- und Rohrdächern der Taglöhnerhäuser reich—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.