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preußische Krone und damit nach Art. 11 der Reichsverfassung die deutsche
Kaiserwürde aus Seine Majestät Friedrich III., König von Preußen,
übergegangen. Nach den mir zugegangenen telegraphischen Nachrichten
darf ich annehmen, daß Seine Majestät der regierende Kaiser und König
morgen von San Remo abreisen und in der gegebenen Zeit hier in
Berlin eintreffen wird. Ich hatte von dem Hochseligen Herrn in Seinen
letzten Tagen in Betätigung der Arbeitskraft, die Ihn nur mit dem
Leben verlassen hat, noch die Unterschrift erhalten, welche vor mir liegt,
und welche mich ermächtigt, den Reichstag in der üblichen Zeit nach Ab¬
machung seiner Geschäfte, das heißt also etwa heute oder morgen, zu
schließen. Ich hatte die Bitte an Seine Majestät gerichtet, nur den An¬
fangsbuchstaben des Namens noch zu unterzeichnen. Seine Majestät
aber haben mir daraus erwidert, daß Sie glaubten, den vollen Namen
noch unterschreiben zu können/ Infolgedessen liegt dieses historische
Aktenstück der letzten Unterschrift Seiner Majestät vor mir. Unter den
obwaltenden Umständen nehme ich an, daß es den Wünschen der Mit¬
glieder des Reichstages, ebenso wie denen der verbündeten Regierungen
entsprechen wird, daß der Reichstag noch nicht auseinandergeht, sondern
zusammenbleibt bis nach Eintreffen Seiner Majestät des Kaisers,
und ich mache deshalb von dieser Allerhöchsten Ermächtigung weiter
keinen Gebrauch, als daß ich dieselbe als historisches Dokument zu
den Akten gebe und den Herrn Präsidenten bitte, die Entschlüsse,
welche den Stimmungen und den Überzeugungen des Reichstages ent¬
sprechen, in dieser Richtung herbeizuführen. Es steht mir nicht zu, meine
Herren, von dieser amtlichen Stelle aus den persönlichen Gefühlen Aus¬
druck zu geben, mit welchen mich das Hinscheiden meines Herrn erfüllt,
das Ausscheiden des ersten deutschen Kaisers aus unserer Mitte. Es ist
dafür auch kein Bedürfnis, denn die Gefühle, die mich bewegen, sie leben
in dem Herzen eines jeden Deutschen; es hat deshalb keinen Zweck, sie
auszusprechen. Aber das eine glaube ich Ihnen doch nicht vorenthalten
zu dürfen — nicht von meinen Empfindungen, sondern von meinen Er¬
lebnissen — daß inmitten der schweren Schickungen, welche der von uns
geschiedene Herr in Seinem Hause noch erlebt hat, es zwei Tatsachen
waren, welche Ihn mit Befriedigung und Trost erfüllten. Die eine war
die, daß die Leiden Seines einzigen Sohnes und Nachfolgers, unseres
jetzigen regierenden Herrn, die ganze Welt — nicht nur Deutschland,
sondern alle Weltteile, kann man sagen —- ich habe heute noch ein Tele¬
gramm aus New Aork in dieser Beziehung erhalten — mit einer Teil¬
nahme erfüllt haben, die beweist, welches Vertrauen sich die Dynastie
des deutschen Kaiserhauses bei allen Nationen erworben hat.
Es ist dies ein Erbteil, kann ich wohl sagen, welches des Kaisers
lange Regierung dem deutschen Volke hinterläßt. Das Vertrauen, das
die Dynastie erworben hat, wird sich auf die Nation übertragen trotz
Porger-Lemp, Lesebuch. Vin. 20