Full text: [Band 5 = Ober-Tertia und Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Band 5 = Ober-Tertia und Unter-Sekunda, [Schülerband])

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stücke. Bis gegen Ende des Jahrzehnts merkte die Masse des Volkes 
noch sehr wenig von dem Nahen einer neuen Zeit. 
Erst die Eisenbahnen rissen die Nation aus ihrem wirtschaftlichen 
Stilleben; sie vollendeten erst, was der Zollverein nur begonnen hatte; 
sie griffen in alle Lebensgewohnheiten so gewaltig ein, daß Deutschland 
schon in den vierziger Jahren einen völlig veränderten Anblick darbot. 
Und immer wird es eine frohe Erinnerung unseres Volkes bleiben, wie 
rasch, tatkräftig, entschlossen dieses arme, politisch zersplitterte Geschlecht 
sich der weltumgestaltenden Erfindung bemächtigte. 
Vieles traf zusammen, was den Deutschen den Entschluß erschwerte. 
Vor wenigen Jahren erst hatte man die neuen preußischen Schnellposten 
wie ein Wunderwerk angestaunt. Der Chausseebau war überall erst 
im Gange. Ganze Landesteile, selbst das reiche Vorpommern, entbehrten 
noch völlig der Steinstraßen. Dieses neue Straßennetz auszubauen und 
mit Schnellposten auszustatten erschien allen als die nächste Aufgabe. 
Und sie war schwierig genug, da der Zollverein die Warenzüge vielfach 
verändert, eine Menge neuer Verkehrsbeziehungen geschaffen hatte. Wer 
hätte es nicht für tollkühn halten sollen, in einer solchen Zeit der wirt— 
schaftlichen Umwälzung auch noch eine Erfindung einzuführen, die den 
Postbetrieb völlig umzugestalten, die Chausseen zum alten Eisen zu werfen 
drohte. Die zahlreichen Pläne für Eisenbahnbauten, die jetzt auftauchten, 
waren zunächst alle noch so unklar und nebelhaft, daß sich die Staats— 
männer sämtlich über die tolle „Eisenbahn-Manie“ beklagten. Sie be— 
zweifelten, ob große Bahnstrecken in dem armen Deutschland überhaupt 
einen Ertrag bringen könnten, und hielten die geplante Unternehmung 
höchstens zwischen nahe benachbarten größeren Städten, wie Berlin und 
Potsdam, für lohnend. Mit beweglichen Worten erklärte das bayerische 
Ober-Medizinal-Kollegium, der Dampfbetrieb werde bei den Reisenden 
wie bei den Zuschauenden unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen er— 
zeugen; und damit mindestens die Zuschauer Schutz fänden, müsse der 
Bahnkörper mit einem hohen Bretterzaun umgeben werden. 
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Und doch schritt Deutschland im Eisenbahnwesen allen Völkern des 
Festlandes mit der einzigen Ausnahme Belgiens weit voran, dem zentra— 
lisierten Frankreich so gut wie dem reichen holland. Gerade Bayern 
war es, das mit der Bahn von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835 
unter den deutschen Staaten den Anfang machte. Aber mit dieser kleinen, 
nur für Personen bestimmten Stadtbahn, die sich bald mit 6 Prozent ver— 
zinste, war die Frage nach der Möglichkeit großer Eisenbahnen noch 
nicht beantwortet. Da trat der geniale Friedrich List hervor mit dem
	        
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