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die heiligen Sakramente, ohne welche wir nicht selig werden
können, uns darreicht. Es soll uns aber ein Fest heiliger
Freude sein, heiligen Dankes und brünstigen Gebets, und es ist
Nichts so sehr zu beklagen, als daß es jetzt in der Regel mit
der ausschweifendsten irdischen Freude zur großen Schmach des
Herrn und zum großen Schaden der Seelen gefeiert wird.
Acht Tage nach dem Pfingstfeste feiert die Kirche noch
das Fest Trinitatis oder der h. Dreieinigkeit. ES bil¬
det dieses Fest den Schlußpunkt der Festzeit der Kirche, in¬
dem es den Gedanken der vorhergehenden drei Hauptfeste
gleichsam noch einmal zusammenfaßt, sofern Weihnachten
den Vater, der aus grundloser Liebe seinen Sohn der
Welt gegeben hat, Ostern den Sohn Gottes, der nach
seinem heiligen Leben, seinem unschuldigen Leiden und Ster¬
ben in der Auferstehung kräftiglich erwiesen ist als der Sohn
Gottes, und Pfingsten den heiligen Geist, der uns zur
Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes führt, verherrli¬
chen sollte. Dem dreieinigen Gotte, dem Vater, dem Sohne
und dem heiligen Geiste, dessen Gnade wir einzeln in den
drei Hauptfestcn gepriesen haben, soll zusammen nun am
Trinitatisfeste die Ehre von der Christenheit gegeben wer¬
den, und nach diesem Feste werden nun die übrigen Sonn¬
tage der festlosen Hälfte des Kirchenjahres benannt, um
dadurch anzuzeigen, daß dieser dreieknige Gott und kein an¬
derer der Gegenstand der Verehrung und Andacht der Chri¬
sten sein soll.
In dieser festlosen Zeit der Kirche werden noch etliche
Tage, jedoch nicht überall mit gleicher Auszeichnung, ge¬
feiert: der Tag Johannis des Täufers zum Andenken an
diesen großen Vorläufer Christi; Mariä Heimsuchung zum
Andenken an die Gnade, welche der Maria, als der Mut¬
ter des Herrn, widerfuhr; das Michaelisfest, zum Andenken
an die Engel, die Gott zum Dienste der Frommen bestimmt
hat; das Erntedankfest zum Dank für die glücklich vollbrachte
Ernte; das Reformationsfest zum Andenken an die durch
Luther bewirkte Verbesserung der Kirche; das Todtenfest zum
Andenken an die im Laufe des Jahres Verstorbenen, wozu
noch die Bußtage kommen, welche in den verschiedenen Län¬
dern zu verschiedenen Zeiten und in verschiedener Zahl ge¬
feiert werden.
Für die Predigt an allen Sonn- und Festtagen find
von der Kirche gewisse Terte aus der Bibel verordnet wor¬
den, und zwar für den Vormittagsgottesdienst aus den