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186. UHeintied.
Das Lied ist 1840 gegen das wüste Geschrei französischer Redner und Zeitungsschreiber
nach dem linken Rheinufer gerichtet, speziell an Alphons de Lamartine. Es wurde mit großer
Begeisterung aufgenommen.
Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben
Sich heiser danach schrein.
So lang er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
So lang ein Ruder schallend
In seine Wogen schlägt!
Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
So lang sich Herzen laben
An seinem Feuerwein.
So lang in seinem Strome
Noch fest die Felsen stehn,
So lang sich hohe Dome
In seinem Spiegel sehn!
Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
So lang dort sühne Knaben
Um schlanke Dirnen srein.
So lang die Flosse hebet
Ein Fisch auf seinem Grund,
So lang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund'
Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein.
Nie. Lecker (f 1S45.)
187. GHarlotLenburg.
Ernst rauschen düstre Tannen
An Friedrich Wilhelms Gruft,*)
Und stille Blumen hauchen
Rings süßen Opserdust;
Auf seinem Marmorgrabe
Da liegt sein Bild von Stein,
Durch bunte Scheiben leuchtet's
Blau und rosig herein.
An ihres Königs Seite
Ruht die erhabne Frau,
Die heil'ge Stille mahnet
Mild durch den Marmorbau.
Und wenn in Tannenwipfeln
Der letzte Strahl verschwand,
Dann leuchten fromme Sprüche
In Goldschrist von der Wand.
An ihres Königs Seite
Sie ruhet hold verschämt,
Das süße Aug' geschlossen,
Das Haupt bediademt.
Luise, teurer Name,
Der hell wie Glocken klingt
Und all die treuen Herzen
Wie Orgelschall durchdringt!
Im schlichten Kriegermantel
Vom Kulmer Siegesfeld
Schläft so mein Herr und König,
Der fromme Preußenheld,
Schläft dort Herr Friedrich Wilhelm
Bis auf den jüngsten Tag,
Da Gott der Herr zu Freuden
Ihn auferwecken mag.
G. Hesekiel.
*) Friedrich Wilhelm III. f 7. Juni 1840.