fullscreen: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Schwur zurück. Während er vor dieser Stadt gestanden war, hakten 
andere seiner Schaaren die Städte längs der Apenninen erobert, die 
er den Anführern zu Lehen gab: daher die vielen Dukate oder Herzog- 
thümer des Landes, zu dessen Eroberung ihn Narses eingeladen haben 
soll, was Andere bezweifeln. Der Statthalter Longinus war zu 
schwach, Widerstand zu leisten, und es war zu befürchten, der Sieger 
möchte seine Eroberungen noch weiter verfolgen; allein er wurde 574 
zu Verona in seinem Schlafzimmer, auf Anstiften seiner Gemahlin, 
durch seinen Schildträger Hclmichis getödtet. Er hatte bei einem Gast¬ 
mahl ihr kindliches Gefühl tief beleidigt, indem er sie zwang, aus 
ihres Vaters Schädel zu trinken, und sie schwur ihm Rache. 
Nachdem nun die Longobarden 10 Jahre ohne einen Fürsten gewesen 
waren, wurde der ftmge Antharis 584 zum König gewählt, der eben¬ 
falls, wie Alboin, in Pavia regierte. Die Franken erschienen zwar, 
mit Kaiser Mauritius vereint handelnd, mehrere Male in Italien; 
allein sie richteten Nichts aus und nach dem Tode ihres Königs erklärten 
sie seiner Gemahlin, Theudelinde, welche sehr beliebt war, sie werden 
den als König anerkennen, den sie zum Gatten wähle. Agilulf von 
Turin war der Glückliche und wurde zu Mailand auf einer großen 
Versammlung als König begrüßt. Dieser, ein thätiger Mann, hätte 
wohl bald Rom erobert, wenn nicht der kluge Gregor 1., ein eifriger 
und frommer Mann, durch einen Briefwechsel, den er mit der Königin 
unterhielt, seinen Einfluß dazu benutzt hätte, den Longobardenkönig 
dahin zu bewegen, daß er Rom für eine Geldsumme mit seinem Besuche 
verschonte. Mit Recht hat die katholische Nachwelt ihm den Beinamen 
des Großen gegeben, indem er das Kirchenwesen thätig geordnet und 
die geistliche Herrschaft begründet hat. Feine Bildung und ein würde¬ 
volles Aeußeres waren ganz geeignet, ihm Achtung zu verschaffen und 
seiner Herrschsucht Bahn zu machen. Viele Handlungen der Wohl¬ 
thätigkeit dienten dazu, ihm Aller Herzen zu gewinnen, und seine 
Predigten erbauten Viele, da er ein guter Redner und reich an Ideen 
war. Er gab dem Gottesdienste eine Einrichtung, wie sie für die 
Einbildungskraft der Bewohner eines südlichen Landes paßte, indem 
er durch Anregung ihrer Sinnlichkeit und ihrer lebhaften Phantasie 
denselben feierlicher machte. Die sogenannte gothische Bauart (die Kirchen 
sollten nicht die rundlichen Formen der heidnischen Tempel haben) rührt 
von ihm her, nicht, wie man nach dem Namen glauben sollte, von 
den Gothen. Auch die Sängerchöre wurden von ihm eingeführt. Was 
würde er gesagt haben, wenn man ihm prophezeiht hätte, daß nach 
flicht ganz tausend Jahren aus einer solchen Schule ein Mann hervor- 
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