von seiner Infanterie sich „aufnehmen" lassen und hört bannt auf, vor
dieser den schützenden, verhüllenden Schleier zu bilden. In der Schlacht
selbst fällt der Kavallerie die Aufgabe zu, die Flanken zu sichern und
von weit ausholenden feindlichen Bewegungen rechtzeitig Kunde zu
5 bringen. Nach der Schlacht aber soll sie sich an die Fersen des
weichenden Gegners heften und ihn niemals zur Ruhe kommen lassen.
Bekanntlich unterscheidet man zwischen leichter Kavallerie, den
Husaren und Dragonern, und einer schweren Reiterei, den Ulanen* und
Kürassieren*. Der Unterschied hat jedoch heute nur insoweit eine Be-
lorechtigung, als eine Gliederung nach leichten und schweren Pferden
zweckmäßig ist; die Ausbildung und die Aufgaben der gesamten Kavallerie
sind die gleichen. Wenn man an den alten Bezeichnungen festhält und
dem Kürassier sein Koller, dem Husaren seinen pelzverbrämten Attila*,
dem Ulanen die knappe Ulanka* beläßt, so geschieht dies aus wohlüber-
15 legier Rücksicht auf die Überlieferung, die mit der Erinnerung an die
einstigen Taten den Geist der Angehörigkeit zu einer bestimmten Truppe
und den Stolz auf diese von Geschlecht zu Geschlecht lebendig erhält.
Man soll diese Überlieferung nicht unterschätzen. Es ist nichts Geringes,
wenn dieser Kürassier weiß, daß sein Regiment es war, das bei Roßbach
20 als das erste in die französischen Reihen einbrach, wenn jener Dragoner
erzählt, wie seine Eskadron* sich bei dem Todesritte von Mars-la-Tour
auszeichnete: an dem Bewußtsein, große Vorbilder zu haben, stärkt sich
das Gefühl der Notwendigkeit, ihnen nachzueifern.
3. Die Artillerie*.
Die Artillerie, das „schwarze Korps", wie sie sich gern nennen
25 hört, ist heute nächst der Infanterie die wichtigste Waffengattung in der
Schlacht. Nur langsam hat sie sich diese Stellung errungen; Napoleon
war auch in dieser Richtung bahnbrechend: er vereinigte zuerst große
Artilleriemassen zur Vorbereitung seiner Angriffe. Mit der steten Ver¬
vollkommnung des Materials, durch die nicht nur die Wirkung der
30 Geschütze, sondern vor allem auch ihre Beweglichkeit zunahm, stieg seit
den Napoleonischen Kriegen stetig die Bedeutung der Artillerie, bis sie
im Feldzug 1870/71 ihren Höhepunkt erreichte.
Wir unterscheiden heute zwischen Feld- und Fußartillerie. Während'
letztere bei der Verteidigung und dem Angriff von Befestigungen ver-
35 wendet werden soll und wegen der Sorgfalt, mit der unsere Nachbarn
ihre Grenze umgürten, eine erhöhte Bedeutung für uns gewonnen hat,
erfüllt die Feldartillerie ihre Aufgabe im Gefecht, vor allem in der
Vorbereitung und Unterstützung des Angriffs der Infanterie oder