gedehnte, wenn auch durchschnittlich gleichfalls nicht hafen¬
reiche Küste Anteil am ozeanischen Verkehr: Franzosen
konnten sich mit Erfolg an der Entdeckung und Erschließung
amerikanischer Gebiete beteiligen. Sind auch die weiten Be¬
sitzungen in der neuen Welt durch den Gang der politischen 5
Ereignisse fast völlig wieder verloren gegangen, so laufen
doch noch wichtige Dampferlinien in den atlantischen Häfen
Frankreichs zusammen, und den unterseeischen Kabeln, die
von Irland aus sich nach Amerika hinüberspannen, steht auch
ein französisches zur Seite, das von der Bretagne aus zu-10
nächst die französischen, Newfoundland benachbarten Eilande
St. Pierre und Miquelon erreicht, hierdurch aber mit ganz
Amerika in Verbindung steht.
In den Hafenplätzen des atlantischen Frankreichs herrscht
auch in industrieller Beziehung eine an England erinnernde 15
Rührigkeit; die nördlichsten schauen in ihren Verkehrsbe¬
ziehungen schon nach dem Norden, nach Skandinavien,
Schottland, selbst nach der Ostsee. Die Franzosen pflegen
gern hervorzuheben, daß sie auch ein Stück Nordseeküste
besitzen. Zu diesen Vorzügen kommt nun, daß die beiden 20
Meere Frankreichs nicht durch hemmende Gebirge oder aus¬
gedehnte Hochflächen getrennt sind. Mit Leichtigkeit durch¬
schneidet der Verkehr von der Mündung der Gironde bis an
das Mittelmeer den hier 370 km breiten Isthmus. Eine andere,
gerade auf das westliche Mittelmeerbecken gerichtete Natur-25
Straße, die der Rhone, reicht in ihren obersten Verzweigungen
nahe an die Zuflüsse des Rheines und der Maas und gestattet
auch den Bewohnern des Seine- und Marnetales und damit
der Kanalküste leichten Zugang zum Mittelmeer, ohne daß sie
ein eigentliches Gebirge zu überschreiten hätten. Man muß 30
bis nach Osteuropa gehen, um so bequeme Verbindungen
zwischen Nord und Süd wiederzufinden; dort aber haben sie
nicht entfernt den hohen Wert wie in Frankreich.
Während die atlantischen Küsten Spaniens und Portugals
der nahen Gegengestade ganz entbehren, trennt eine an der 35
schmälsten Stelle nur 31 km breite Meeresstraße Frankreich
von seinem maritimen Nachbar, dem britischen Reich. Ebenso
zahlreich wie die geologischen*, klimatologischen*, biologi¬
schen* Beziehungen Nordwestfrankreichs zum südlichen Eng¬
land sind die Wechselwirkungen in Krieg und Frieden, in 40