Full text: [Untersekunda, [Schülerband]] (Untersekunda, [Schülerband])

und Wallfahrtskapellen gleichen in Farbe und Ansehen ganz dem hohen 
Fels, aus dem sie hervorgewachsen scheinen; nichts hebt sich selbständig 
hervor, alles, selbst der Azur* des Himmels und des Meeres ordnet 
sich der strengen Harmonie* unter, dem Sonnenton, in dessen Stimmung 
alles versenkt ist. B. Hehn. 
74. Die Deutschen in den Vereinigten Staaten. 
Ñus einer Hebe bes Deutsch-Ñmerilraners Karl 5 ch urz* zur Jeier des „Deutschen 
Tages" 1891. 
Landsleute und Freunde! 
jjiefe Feier ist dem Andenken an jenen Gktobertag des Jahres 
1683 geweiht, der unserem neuen vaterlande in dem Schiffe 
„Toncord" die erste deutsche Ansiedelung brachte, und im weiteren 
Zinne der Ehre des deutschen Namens in Amerika überhaupt, was 
5immer für üble Eigenschaften man dem deutschen Nationalcharakter* 
zuschreiben mag — ein übermäßig gespreiztes Selbstgefühl gehört 
dazu nicht, viel eher dürfte man sagen, daß der Deutsche es oft 
an dem berechtigten Selbstbewußtsein hat fehlen lassen. Ja, selbst 
die Frage, ob es dem deutschgeborenen Bürger dieser Republik wohl 
io gezieme, an seinen Ursprung zu denken und sich wie andere an die 
Verdienste seiner Stammesgenossen in Vergangenheit und Gegenwart 
rühmend zu erinnern, wird zumeist in der deutschen Zunge zweifelnd 
oder gar verneinend beantwortet. Bescheidenheit ist eine Tugend, 
aber man soll sie nicht übertreiben. Der Mensch gilt oft der Welt 
15 nur das, was er sich selbst gilt. 
Der Irländer in Amerika feiert sich selbst an seinem St. Pa¬ 
tricks*-Tag, der Engländer an seinem St. Georgs*-Fest, der Schotte 
an seinem St. Andreas*-Fest, und keiner dieser Bestandteile des 
großen amerikanischen Volkes stellt bei solcher Gelegenheit das Licht 
20 feiner Verdienste um die Welt im allgemeinen und um dieses Land 
im besonderen unter den Scheffel. Ich tadle sie darum nicht; sie 
können es tun, unbeschadet ihres amerikanischen Bürgergeistes und 
ihrer Bürgerpflicht. 
warum sollten nicht auch wir Deutschen etwas Ähnliches tun? 
25 Dürfen wir uns doch rühmen, dem Volke entsprossen zu sein, das in 
jahrhundertelanger Zerrissenheit und Erniedrigung dennoch ein Riese 
blieb und dessen Siegesdenkmäler in der Geschichte der Welt' auf 
den größten Schlachtfeldern der Waffen wie des Gedankens stehen.
	        
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