Full text: [Untersekunda, [Schülerband]] (Untersekunda, [Schülerband])

diesem Wege wieder nach China zurückkam, endlich Glasgefäße von 
verschiedenen Farben. Diese wurden in China hoch geschätzt, man stellte 
sie an Wert den Edelsteinen gleich. Da war es natürlich, daß man 
selbst versuchte, Glas zu bereiten. Doch die Versuche mißlangen; die 
5 Chinesen wurden aber mehr als hinreichend entschädigt: die Masse, die 
sie gewannen, war das Porzellan. 
Eine Folge dieser Beziehungen, die einen Kulturzuwachs für beide 
Teile bedeutete, war die Erweiterung des Gesichtskreises. Man erfuhr 
hier wie dort, daß man nicht das einzige zivilisierte* Volk auf der 
10 Welt sei, und verwertete alsbald diese Kenntnis. Die Chinesen faßten 
die Sache mehr von der praktischen* Seite auf; daher sind ihre Be¬ 
richte über das römische Reich scharfe Beobachtungen über Land und 
Leute, Verkehrsverhältnisse, Handelswege und Geldwesen. Im Abend¬ 
land kam der wissenschaftliche Gesichtspunkt zur Geltung: die neu- 
15 erworbenen Kenntnisse bereicherten die Geographie. Der griechische 
Geograph Ptoleniäus (um 140 n. Chr.) verarbeitete die Mitteilungen 
der Kaufleute über Länge und Richtung der Landhandelsstraße und des 
Seewegs nach China für seine Weltkarte. Jene Berichte waren aber 
stark übertrieben, und so kam es, daß Ostasien auf dieser Karte um 
20 etwa 50 Längengrade, d. h. um beinahe ein Drittel zu groß angegeben 
wurde. Da man nun damals schon die Kugelgestalt der Erde kannte, 
so glaubte man, in verhältnismäßig kurzer Zeit den Ostrand Asiens 
erreichen zu können, wenn man von Europa nach Westen segle. Dieser 
Irrtum ist von ganz außerordentlicher Wichtigkeit geworden: Kolumbus 
25 wurde zu seiner Reise und damit zur Entdeckung Amerikas geführt, in 
welchem er Indien gefunden zu haben glaubte. 
Aber bald nahm von China wie von Rom aus dieser Wechsel¬ 
verkehr ein Ende; man hatte beiderseits genug mit sich selbst zu tun. 
Die mongolischen und türkischen Volksstämme strömten in immer 
30 neuen Scharen nach Jnnerasien hinein, vernichteten dort die chinesische 
Macht und wälzten sich in die turanische Steppe weiter, um schließlich 
auch das römische Reich zu erschüttern. Die Völkerwanderung hat im 
letzten Grunde an der chinesischen Mauer begonnen. Für den direkten* 
Verkehr über Land war nun keine Sicherheit mehr vorhanden; es ent- 
35 stand wieder, wie in der ältesten Zeit, ein Handel von Hand zu Hand, 
und Kulturbeziehungen konnten kaum noch vermittelt werden. Dagegen 
erhielt sich der Seehandel, aber in anderer Gestalt. Mit der verfallen¬ 
den römischen Macht zog er sich von Station zu Station zurück; die 
Chinesen aber rückten nach, bis sie zum Euphrat und nach Adelt ge- 
40langten. Die chinesischen Dschonken* waren vortrefflich ausgerüstet: sie
	        
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