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Die Hauptereignisse der griechischen Geschichte.
Kam- dieser Gelegenheit auch der Sophist Kallisthenes, der dem Könige die
fußfällige Verehrung verweigert hatte, in Fesseln gelegt; er starb bald
darauf.
Zug nach Um diese uuliebsameu Vorgänge in Vergessenheit zu bringen und
327-328. neuen Kriegsruhm zu erwerben, unternahm Alexander 327 einen Feldzug
'"nach Indien. Er überschritt den Jndos, besiegte, mit dem Könige
Taxiles verbündet, den König Poros am Hydaspes und drang bis
zum Hyphasis vor. Der siebzig Tage währende subtropische Regen,
Überschwemmungen, schlechte Wege, Strapazen, Krankheiten, Entbehrungen,
starke Verluste erzeugten Mißmut unter den Soldaten und zuletzt offene
Widersetzlichkeit.
Endlich ließ sich der König bestimmen, den Rückmarsch anzuordnen.
Sein Heer zog teils zu Lande, teils zu Schiffe (auf dem Jndos) bis zu
dessen Mündung und kehrte von da unter sehr schweren Verlusten durch
die Wüste von Gedrosien (Balntschistan) und Karamanien nach Persien
zurück. Alexanders Admiral Nearchos segelte unterdessen mit der Flotte
von der Mündung des Jndos zu der des Euphrat und Tigris (dem
heutigen Schatt el-Arab) und entdeckte so den Seeweg von Indien nach
Mesopotamien.
Die Zeit der fünfjährigen Abwesenheit des Königs hatten die make¬
donischen Feldherren zu Ausschreitungen gegen die Unterworfenen benutzt;
Alexander zog sie zur Rechenschaft und verhängte schwere Strafen.
Verschwel- Auch hielt er trotz alles Widerspruchs, den er nach wie vor fand, an
Perft?u. ^em großen Gedanken fest, daß es nicht auf eine Unterwerfung, sondern
Griechen, auf eine Verschmelzung der Perser mit den Hellenen ankomme, und nichts
beirrte ihn darin, daß er auf die orientalischen Vorstellungen von der
königlichen Gewalt eingehen müsse, um dieses Ziel zu erreichen. Auch in
Griechenland wurden ihm auf seinen Befehl göttliche Ehren erwiesen. Ein
großes Hochzeitsfest in Susa, bei dem er sich selbst mit einer Tochter des
Dareios (neben Roxone), 80 seiner Freunde mit orientalischen Fürsten¬
töchtern und 10000 seiner Soldaten mit persischen Frauen vermählte,
war eins seiner Mittel zur Herstellung eines einheitlichen Weltreiches,
der auch die Ausbreitung der griechischen Sprache durch Verkehr und
Unterricht, die Anlage von Handelsstraßen und Häfen und die Erschließung
der noch unerforschten Länder diente. Aber die Besetzung wichtiger Hof-
ümter mit Persern und ihre Aufnahme ins Heer konnte er nur mit Gewalt
durchsetzen; erst als er seine Veteranen reich belohnt nach Hause entlassen
und eine Phalanx aus einem jüngeren makedonischen Aufgebot gebildet
hatte, fand sie keinen Widerspruch mehr.
'lieranders Mit großen Plänen beschäftigt, die unter anderem auf Entdeckung
Tod 323. neuer Handelswege durch Erforschung des Kaspischen Meeres uud Um-
segeluug Arabiens hinzielten, starb Alexander 323 in Babylon, dreiund¬
dreißig Jahre alt, ohne über seine Nachfolge Bestimmungen getroffen
zu haben.