Full text: [Schuljahr 7, [Schülerband]] (Schuljahr 7, [Schülerband])

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er sie wieder aufgenommen. Jetzt aber kommt die Abspannung, 
und seine Kräfte versagen ihm! . . . Ob ich ihn wecke? Er 
versprach mir, mit hinauszugehen, damit er auch einmal 
wieder die Vöglein singen höre; nur noch wenige Augenblicke 
solle ich ihm lassen, damit er morgen die fertige Arbeit dem 
Martin Ketzel zeigen könne. Nun ist er darüber eingeschlafen!.." 
Sie lenkte nochmals ihren Blick auf die Steingruppe. 
,,Doch was sollte hier noch fehlen? Es ist so schön, so überaus 
rührend! Adam muß aufhören zu bessern, er muß mit mir 
hinaus auf die Flur!“ Leise berührte sie mit der Hand sein 
herabgesunkenes Haupt: „Du wolltest mich bei einem Abend¬ 
spaziergange begleiten!" Jäh fuhr er auf, strich sich mit der 
Rechten über die Stirne, blickte erstaunt auf die Gattin und 
fragte: ,,Habe ich lange geschlafen?“ — ,,Längst sind die Gesellen 
fortgegangen, und die Sonne senkt sich hinab; dennoch, fürcht’ 
ich, hast du noch vor kurzem gearbeitet, und nur Übermüdung 
beugte zuletzt eine kleine Weile dein Haupt!“ 
Er hatte sich vom Stuhle erhoben. ,,Ich komme mit 
dir, Magdalena; was noch fehlt, arbeite ich in der Frühe des 
kommenden Morgens.“ Und er schickte sich an, die Werkstatt 
zu verlassen. 
Da ward draußen gepocht, und Martin Ketzel trat ein: 
„Nicht konnt’ ich die Zeit bis zum kommenden Tage erwarten, 
da Ihr mir sagtet, daß Euer Werk nahezu fertig sei; ich mußte 
es noch heute sehen! Hoffentlich störe ich Euch nicht.“ 
Flüchtig reichte er dem Künstler die Hand und trat, ohne 
eine Antwort zu erwarten und die junge Frau zu beachten, 
vor die Kreuzigungsgruppe, auf welcher, wenn auch allmählich 
verbleichend, noch immer der Schimmer der untergehenden 
Sonne ruhte. 
„Kyrie eleison, Christe eleison!“ entströmte es betend 
seinem Munde, und zugleich war er auf die Kniee gesunken, von 
dem Werke des Künstlers überwältigt. Schweigend standen 
die beiden zur Seite. Die Plötzlichkeit und die Stärke des 
Eindruckes, den der Greis von dem Bildwerk gewonnen hatte, 
ergriff auch sie. Magdalena hatte wie vordem die Hände 
gefaltet, und ihre Lippen bewegten sich im stillen Gebete;
	        
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