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Der König lehnt im Palast allein
Und blickt hinaus in den Mondenschein
Und schaut hinab auf des Landmanns Hans
Und seufzt in das weite Schweigen hinaus:
„Ach, wär' ich ein Landmann nur eine Nacht,
Wie gern entriet' ich der drückenden Macht,
Wie lehrt' ich mich selber die schwere Kunst,
Nicht irr zu gehen mit meiner Gunst!
Wie wollt' ich ins eigene Herz mir seh'n,
Um wieder es offen mir selbst zu gesteh'n!
Was tausend Hände mir nicht vollbracht,
Das wollt' ich gewinnen in einer Nacht!"
So schau'n sie sinnend beim Sternenlauf,
Der König hinunter, der Landmann hinauf;
Dann schließen beide den müden Blick
Und träumen beide von fremdem Glück.
Johann Gabriel Seidl.
4.3. Wer so viel ertragen und tragen kann.
„Großmutter, du mußt mit zum Zirkus gel/n,
Um auch den starken Ulann zu seh'n.
Gewiß nicht hundert Ulannern gelingt,
was der mit Arm und Brust vollbringt.
Großmutter, so was hast du noch niemals gefeh'n!"
„„So will ich denn mit zum Zirkus geh'n.""
Und im Zirkus, da stand er, der starke Ulann,
Da staunten ihn wundert' und wunderte an,
lvie die eisernen Lugeln er rollen ließ
Um den Leib, wie er spielte mit Schwert und Spieß.
„Großmutter, nicht wahr, das bewunderst auch bu?"
Großmutter schwieg, sah ruhig zu.
Und er trug zuletzt noch zu aller Lust
Einen Amboß, viel Zentner schwer, aus der Brust