Full text: [Band 3 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 3 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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Dazu kam noch das leckere Gericht von Amselbrüsten und eine weiße 
wohlgebratene Gans, die vorher mit guten Feigen gemästet worden 
war. Es wurde Massikerwein, dem der Dotter eines Taubeneies 
alles Rauhe benommen hatte, aus zierlichen Pokalen getrunken, 
wobei jeder Gast nach Belieben Wasser darunter mischte. Zum 
dritten Gang des Mahles oder dem Nachtisch verzehrte man Albaner 
Trauben, die im Rauch getrocknet waren, picenische Äpfel und feines 
Backwerk. Den Schluß der Mahlzeit, die überdies durch die Kunst 
des Lyraspielers Geta gewürzt ward, bildete ein künstliches Schau¬ 
gericht, welches das Kapitol auf dem hohen Felsen vorstellte. Die 
Gäste sprachen sich sehr anerkennend über die Kochkunst des Meisters 
Parmenio aus. 
Ein Sklave kam nun und wischte mit einem wollenen Tuch die 
Ahorntafel ab; hierauf steckte er in ein Seitentischchen die spitzzu¬ 
laufenden Weinkrüge und stellte auf die Haupttafel silberne Becher. 
Denn zum würdigen Abschluß der Mahlzeit sollte noch ein kleines 
Trinkgelage kommen. Torquatus winkte und ließ von dem Diener 
den Mischkrug bringen, aus dem dann die Gäste sich der Reihe nach 
die Becher füllten. Sie tranken auf die Gesundheit des Kaisers so¬ 
wie ihres Gastwirtes und jeder brachte dem andern einen Trink¬ 
spruch zu. Nachdem sie sich noch über die Angelegenheiten der 
Stadt und verschiedene andere Dinge unterhalten hatten, gab Tor¬ 
quatus das Zeichen zum Aufbruche. Die Gäste bedankten sich und 
jeder machte seine Gegeneinladung. 
Der blasse Mond stand schon hoch an dem violettblauen Himmel, 
als die Freunde das Gartengemach verließen. Die von dem Mond¬ 
licht in Silber gekleideten Statuen des Apollo und Pan schienen 
ihnen zuzunicken und Valet zu sagen. Die duftenden Rosen um¬ 
hauchten sie mit ihren lieblichen Wohlgerüchen wie zum festlichen 
Abschied. Nur die ins Riesige verlängerten Schatten der hohen 
Pinien schienen ihnen den Weg versperren zu wollen. 
Die Gäste fanden im Hofraume ihre Pferde an den leichten 
Wagen geschirrt; sie sagten dem Hausherrn Lebewohl und im Galopp 
verließen sie das Landgut. Zu beiden Seiten des Wagens ritt je 
ein Sklave mit hell leuchtender Kienfackel; der sorgliche Gastwirt 
hatte an alles gedacht. 
Torquatus begab sich nun in sein Schlafgemach um sich der Ruhe 
zu überlassen; denn schon dämmerte der neue Morgen herauf. 
Nach H. Göll.
	        
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