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Räubern zu machen! Es durchzuckt uns da noch etwas von jener
Poesie des Reiter- und Kriegerlebens, in dem, wie der Dichter sagt,
der Mann noch was wert ist.
Der Weg nach Korinth führt über Eleusis und Megara. Zur
Seite haben wir das rhythmisch auf und ab wogende Meer und
die schön geschwungenen Felsberge von Salamis und Ägina und
sodann, je mehr wir uns dem Isthmus nähern, die malerische Küste
der östlichen Argolis.
Was sind das für stolze und gewaltige Namen! Es ist doch
keine Reise in der Welt in dieser Beziehung mit einer griechischen
Reise vergleichbar. Und zu der Weihe der geschichtlichen Erinnerung
tritt die unbeschreibliche Großartigkeit und Erhabenheit der land¬
schaftlichen Schönheit.
Es ist die alte heilige Straße, auf der wir dahinziehen. Dicht
hinter dem vielbesungenen Olivenhaine steigt der Weg rasch bergan.
Unwillkürlich wenden wir uns um Athen einen Scheidegruß zu
sagen. Welch herrlicher Anblick bietet sich dem erstaunten Auge!
Weit ausgebreitet und in zauberhaftem Farbenschmuck prangend
liegt die große attische Ebene vor uns. Im Vordergründe der Öl¬
wald mit den schweifenden Wassern des Kephissus, dicht dahinter
die blitzenden Dächer Athens und weitstrahlenden Marmormassen
des hohen Königspalastes und über der Stadt die altwürdigen
Mauern der Akropolis und die hochragenden Säulen des Parthe¬
nons, der Propyläen und des Erechtheions, sodann als großartigster
Hintergrund die schönen Formen des langhingestreckten, ruhig lagern¬
den Hymettus und des gewaltigen Pentelikons.
Eine Stunde hinter Megara beginnen die berühmten Skiro-
nischen Felsen. Hier trieb der alte Räuber Skiron sein Wesen, der
den Wanderern auflauerte und sie hinunter in das Meer warf, bis
der jugendfrische Held Theseus dem Frevler ein gleiches Schicksal
bereitete. Uns zur Rechten die hohen, schroffen Felswände, dicht
hinter uns in schwindelerregender Nähe das brausende Meer und
der Pfad, auf dem wir wandeln, so schmal und steinig und so
mühsam bergauf und bergab sich durch die steilsten Klippen hindurch¬
windend, daß er in der Tat nicht ohne Gefahr ist und den Namen
der bösen Stiege, „Kaki Skala", den er heute führt, mit Recht ver¬
dient. Nichtsdestoweniger war im Altertum dieser Weg fahrbar;
die alten Geleise sind noch zu sehen; und die Tat des Theseus war
keine andere als eine Ebnung und Schützung des Weges, welche