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Was wir durch Dich geworden,
Wir wissen's und die Welt —
Was ohne Dich wir bleiben,
Gott set's anheimgestellt.
E. b. Wildenbruch.
47. Der Tod Moltkes.
Es war sein Tag zu jeder Zeit
Der Arbeit und der Pflicht geweiht.
Des Abends dann am trauten Ort:
Ein Spiel, Musik, ein heitres Wort.
So lebte er schon manches Jahr,
Der Deutschlands größter Sieger war.
Ihn liebte Mann und Weib und Kind,
Der Tod selbst war ihm wohlgesinnt,
Ließ ihn sein letztes Tagwerk tun
Und winkte dann: „Nun komm zu ruh'n!"
Ihm war erspart der Krankheit Not
Und aufrecht ging er in den Tod.
Der tat ihm an nicht Qual noch Schmerz,
Traf ihn gleich mitten in das Herz.
Er, der sich ganz der Pflicht geweiht,
Verlor mit Sterben keine Zeit.
Es ging der alte Siegesheld
Gar kurz und knapp aus dieser Welt.
Treu auf dem Posten bis zum Schluß,
Wie das ein echter Krieger muß.
H. Seidel.
B. Lyrische Dichtung.
48. Hoffnung.
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß doch Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vo« dem Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.