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5. Ihr Kinder, ruft zur Himmelshöh:
Du Herrscher über Land und See,
Den Pilger schütz' in Sturmesnot
Auf wildem Meer das schwanke Boot!
Behüt' uns Gott in Gnaden!
Siehe, nun stürzen die himmlischen Quellen,
Strömend ergießen die Wolken den Schoß;
Dächer, sie traufen, und Bäche, sie schwellen,
Alle die Schleusen des Himmels sind los;
Dämmernd verschwindet im düsteren Regen
Himmel und Erde, die weite Natur;
Aber den süßen, befruchtenden Segen,
Durstig verschluckt ihn die lechzende Flur.
6. Ihr Kinder, lobt den Herrn der Welt,
Er tränkt die Flur, er labt das Feld,
Er schmückt das Blümlein, speist den Wurm
Und segnet auch im Wettersturm. —
Behüt' uns Gott in Gnaden!
Milder schon fallen die silbernen Tropfen,
Munter schon zwitschert ein Sperling vom Dach,
Frisch in der Werkstatt vernimmt man das Klopfen,
All das verschüchterte Leben wird wach. -
Fern am Gebirge, dahin er gezogen,
Murrt noch der Donner, ein fliehender Leu;
Aber am Himmel der leuchtende Bogen
Kündet's der Erde: Der Herr ist getreu!
7. Ihr Kinder, auf, hinaus ins Feld!
Wie weht's und duftet's durch die Welt!
Wie glänzt die Luft, wie perlt die Flur!
Hab' Dank, o Herr der Kreatur!
Behüt' uns Gott in Gnaden! Karl Gerok
75. Zer Regenbogen.
1. Das Wetter zieht hernieder
An ferner Bergeswand;
Die Vöglein singen wieder,
Frisch duftet Flur und Land;
Am Himmel, noch umzogen
Vom grauen Wolkenflor,
Tut schon der Regenbogen
Mildleuchtend sich hervor.