104. Das Lied vom braven Mann.
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2. Oer Tauwind kam vom Mittagsmeer
Und schnob durch Welschland trüb und feucht.
Die Wolken flogen vor ihm her,
Wie wenn der Wolf die Herde scheucht.
Er fegte die Felder, zerbrach den Forst;
Auf Seen und Strömen das Grundeis borst.
3. Am Hochgebirge schmolz der Schnee;
Der Sturz von tausend Wassern scholl;
Das Wiesenthal begrub ein See;
Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll;
Hoch rollten die Wogen -entlang ihr Gleis
Und rollten gewaltige Felsen Eis.
4. Auf Pfeilern und auf Bogen schwer,
Aus Quaderstein von unten auf
Lag eine Brücke drüber her,
Und mitten stand ein Häuschen d’rauf.
Hier wohnte der Zöllner mit Weib und Kind.
„O Zöllner, o Zöllner! entfleuch geschwind!“
5. Es dröhnt’ und dröhnte dumpf heran!
Laut heulten Sturm und Wog’ ums Haus.
Der Zöllner sprang zum Dach hinan
Und blickt’ in den Tumult hinaus.
„Barmherziger Himmel, erbarme dich!
Verloren! verloren! wer rettet mich?“
6. Die Schollen rollten Schuss auf Schuss *
Von beiden Ufern hier und dort;
Von beiden Ufern riss der Fluss
Die Pfeiler samt den Bogen fort.
Der bebende Zöllner mit Weib und Kind,
Er heulte noch lauter als Strom und Wind. t
7. Die Schollen rollten Stofs auf Stofs
An beiden Enden hier und dort;
Zerborsten und zertrümmert schoss
Ein Pfeiler nach dem andern fort.
Bald nahet der Mitte der Umsturz sich.
„Barmherziger Himmel, erbarme dich!
8. Hoch auf dem fernen Ufer stand
Ein Schwarm von Gaffern, gross und klein,
Und jeder schrie und rang die Hand;
Doch mochte niemand Retter sein.
Der bebende Zöllner mit Weib und Kind
Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind.
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