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11. Das Glasgemälde.
So bricht er von goldener Eichelein Last.
Die Blättlein und Knösplein ohn' Ende und Zahl,
Sie schimmern von lauterem Golde zumal.
6. „O Wunder, o Freude! Jetzt geh' ich nachhaus!
Die Arbeit hier mache ein anderer aus.
Nun esse ich nichts mehr als Braten und Wurst
Und trinke Burgunder und Rheinwein für Durst.
Nur diesmal noch eff’ ich vom Brot da genug
Und trinke die letzte aus irdenem Krug!"
7. Er langet sein irdenes Krüglein herbei.
Wie schwer ists, wie schimmerts und funkelts! Ei! Ei!
Doch weh! auch das Wasser gerinnet zu Gold;
Kein Tröpflein dem goldenen Krüglein entrollt.
Er bricht von dem Brote und beißet, o Graus! -
Am goldenen Bröcklein die Zähne sich aus.
8. „O Schrecken, o Jammer! Was fang' ich jetzt an?
Was hab’ ich aus Dummheit und Goldgier gethan!
Nichts Hilst mir im Hunger die goldene Wurst,
Und Gold statt des Wassers stillt nimmer den Durst.
O, hätt ich statt Goldes nur Wasser und Brot!
Ach, was mir mein Glück schien, das wird jetzt mein Tod!"
9. Vor Ängsten und Jammer mein Bäu’rlein erwacht;
Denn alles dies war nur ein Träumlein der Nacht.
„Gottlob!" spricht er, froh der verschwundenen Not,
„Ich habe statt Goldes mein tägliches Brot!
Gottlob, daß ich wieder bei ruhigem Sinn
Und nicht das verwünschte Goldküferlein bin!"
10. Gar gut ists — so hat mich das Träumtein gelehrt —
Daß Gott nicht gleich jeglichem jedes gewährt;
Gar mancher begehrte des Goldes wie Stroh
Und würde doch nimmer zufrieden und froh;
Ja, mancher fleht' manches mit thörichtem Mund
Und ginge an Leib und an Seele zugrund!"
*11. Das Glasqemalde.
Christoph
A. a.
1. Ein armer Pilger, fromm und
gut,
Mit weißem Stab und Muschelhut,
In schwarzem wollenen Gewand,
Zog weit umher von Land zu Land.
v. Schmid.
>. S. 11.
Er sah die Unschuld oft gedrückt.
Die Schuld mit Stern und Band ge¬
schmückt;
Der Welt verworrenes Gewühl
Schien ihm fast nur des Zufalls Spiel.