76. Karl der Große.
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gekochtes anempfahlen. Er ritt und jagte häufig, wie es bei den Franken
Sitte war; denn „keine Nation", sagt Eginhard, „findet sich auf Erden,
welche in diesen Künsten es den Franken gleichzuthun vermöchte". Auch
bediente er sich gern der natürlichen warmen Bäder und übte seinen Körper
häufig durch Schwimmen, auf welches er sich so gut verstand, daß es ihm
keiner zuvorthun konnte. Aus diesem Grunde erbaute er auch zu Aachen
einen Palast und residierte daselbst die letzten Jahre seines Lebens bis an
seinen Tod ununterbrochen. Er lud nicht nur seine Söhne, sondern auch
seine Großen und Freunde, ja wohl manchmal sogar seine Trabanten und
seine Leibwache zum Bade ein, so daß dann hundert und mehr noch zu¬
sammen mit ihm badeten.
Er kleidete sich nach väterlicher Sitte, d. h. fränkisch, und trug un¬
mittelbar auf dem Körper ein leinenes Kamisol und leinene Beinkleider,
darüber einen Rock mit einer seidenen Einfassung und dazu Strümpfe. Die
Beine gürtete er mit Binden, und die Füße schützte "er durch Schuhe; im
Winter verwahrte seine Brust und Schultern ein Panzer von Fischotter- und
Marderfellen. Darüber warf er einen venetianischen Mantel. Stets trug
er ein Schwert an seiner Seite, welches einen goldenen oder silbernen Knopf
und ein ebensolches Wehrgehänge hatte. Bisweilen bediente er sich auch
eines mit Edelsteinen besetzten Schwertes; doch that er dies nur bei be-
sönders feierlichen Veranlassungen, oder wenn fremde Gesandte an seinen Hos
kamen. Ausländische Kleidung, und wenn sie noch so schön war, mochte
er nicht leiden und zog nie eine solche an, ausgenommen, daß er einmal zu
Rom, auf Bitten des Papstes Hadrian und wiederum auf die Leos, in einer
langen Tunika *) und einem griechischen Oberkleide und auch mit Schuhen,
nach römischer Sitte gemacht, erschien. Bei Festlichkeiten aber trug er ein
golddurchwirktes Kleid und mit Edelsteinen besetzte Schuhe; eine goldene
Schnalle befestigte seinen Mantel und sein Haupt war mit einer goldenen
mit Edelsteinen verzierten Krone geschmückt. Für gewöhnlich unterschied sich
sein Anzug wenig von der schlichten Kleidung eines seiner Unterthanen.
In Speise und Trank war er mäßig, indem er die Trunkenheit au
jedem andern, geschweige denn an sich selbst und den Seinen, verabscheute.
Wenn einer betrunken war, mußte er so lange Wasser trinken, bis er wie¬
der nüchtern wurde, und vor Gericht durfte kein Betrunkener erscheinen;
Richter, Zeugen und Schwörende — so verordnete er — sollen nüchtern
sein. — Eginhard fährt fort: „Das Fasten konnte er, wie er klagte, nicht
gut vertragen, sondern es schadete seinem Körper. Selten schmauste er und
vorzugsweise nur bei Festen, dann aber in großer Gesellschaft. Auf seine
') := Unterkleid, langer Leibrock.