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Der Regierungsbezirk Münster hat gleich dem Regierungs-
bezirk Minden zwölf Kreise und über 800 000
Einwohner. Von diesen sind etwa 3600 Juden, die an-
deren Christen. Die große Mehrzahl gehört zur katholischen
Kirche; etwa Vs ist evangelisch.
Ii. Die bsnülchaftsgebiete.
a) Das Tecklenburger 5snü.
Das Tecklenburger Land nimmt den Nordosten des Re-
giernngsbezirks Münster ein. Der Teutoburger Wald, der den
Regierungsbezirk Minden durchzieht, setzt sich in nordwestlicher
Richtung durch das Osnabrücker Land der Provinz Hannover
fort und reckt sich noch einige Meilen weit in den Regierungs-
bezirk Münster hinein. Immer mehr nimmt er an Höhe ab
und verliert sich allmählich in die weiten Heidestrecken des
Landes. Dunkle Kiefernwaldungen beschatten ihn hier. Auf
seiner Höhe liegen die Ruinen der alten Tecklenburg.
Man kann an ihnen noch die einstige Größe und Ausdehnung
des Bauwerks erkennen.
Das Eingangstor im Norden ist unversehrt erhalten. Sein Bogen
trägt viele Wappenschilder. Auf den alten Trümmern ist inmitten des
inneren Platzes ein hoher Aussichtsturm erbaut, der einen weiten Aus-
blick gewährt. Bei der Burg liegt ein mächtiger Steinblock, geschwärzt
von Rauch und Feuer. Er heißt die „Hexenküche". Dort sollen sich die
Hexen ihr Essen gekocht haben. Im Felsen befindet sich eine Vertiefung,
die aussieht, als ob sie von einem Fuße herrühre. Sie soll vom Teufel
stammen, als er einst einen kühnen Sprung von dem Schlosse auf diesen
Felsblock machte.
Die Tecklenburg war der Sitz der Gräfe nvonTecklen-
bürg. Ihre Grafschaft war eine der ältesten des deutschen
Landes. Schon Karl der Große ist auf der Burg als Freund
beim Freunde zu Gaste gewesen. Wann sie gegründet worden,
und wer ihr Gründer war, weiß niemand. Zur Zeit der
höchsten Blüte erstreckte sich die Herrschaft vom Rhein und
Weserstrand bis zur Nord- und Ostsee. Die Grafen von
Tecklenburg waren darum fehr gefürchtete Herren. Mancher
deutsche Kaiser hat sie als Bundesgenossen und Helfer in der
Not begehrt; manchmal galt es, bittere Fehden mit ihnen
auszukämpfen. Am meisten Unfrieden haben die Bischöfe
von Münster und Osnabrück mit den Gewalthabern gehabt,