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Getöse des Kampfes ängstlich geflohen waren; Siegfried aber meinte, daß
es der Schatz des Drachen sei.
Nach einiger Zeit, als er sich erholt hatte, ergriff er wieder sein Schwert
und begann den Kampf von neuem. Die Glut der blauen und rothen
Flammen, die das Unthier gegen ihn spie, brachte ihn wieder in große Noth;
er mußte auf die Seite springen, aber nun versuchte das Ungeheuer mit
seinem Schwänze ihn zu umringet», und nur mit genauer Noth entgieng er
diesen Umarmungen. Von den wiederholten Schlägen aber und von der
gewaltigen Hitze begann allmählich die Hornhaut des Drachen weich zu
werden; als Siegfried das merkte, nahm er alle seine Kraft zusammen und
führte einen so gewaltigen Hieb auf das Thier, daß er es von oben bis
unten mitten hindurch spaltete und die eine Hälfte vvni Rande des Felsens
in die Tiefe sank.
6. Wie Siegfried und Uriernhild heimkehrten.
So war Kriemhild gerettet, und freudenvoll eilte sie auf ihren Be¬
freier zu. Aber der war von der ungeheuren Anstrengung bis zum Tode
erschöpft; ohnmächtig sank er zusammen, und lange lag er bewußtlos da.
Darüber erschrak Kriemhild so, daß auch ihr die Sinne vcrgiengcn und sie
wie eine Todte neben dem Helden lag. Endlich nach langer Zeit schlug
Siegfried die Augen auf; als er aber die Jungfrau wie todt neben sich
sah, brach er in laute Klagen aus und rief: „O weh mir, daß ich dies
erleben soll! Die ich in Freuden ihrem Vater wieder heimführen wollte,
die muß ich nun todt ihm bringen? Des werd' ich ewig klagen müssen."
Das hörte der Zwerg Engel, der sich inzwischen, wie es stille auf dem
Felsen geworden war, wieder hervorgewagt hatte. Schnell kam er herbei
und sagte: „Sei nur getrost! ich will der Jungfrau ein Kraut eingeben,
daß sie bald wieder gesund wird." So that er, und alsbald schlug sie die
Augen wieder auf. Da fiel sie freudenvoll ihrem Retter Siegfried um den
Hals und küßte ihn auf den Mund. Engel aber sprach: „Du hast uns
Zwerge von dem bösen Riesen, dem wir dienen mußten, befreit; dafür wollen
wir nun auch dir dienen und dir helfen, wo wir können." Darnach führte
er Siegfried und Kriemhild in seine Wohnung, und hier erholten sie sich
bei köstlichen Speisen und Getränken vollends von den überstandcncn Mühen
und Ängsten. Dann nahmen sie Abschied von dem guten Zwerg, um gen
Worms zu reiten; denn sein treues Roß fand Siegfried noch unten ani
Fuße des Berges.
Als sie aber eine kurze Strecke geritten waren, fiel Siegfried ein, daß
der Schatz, den er im Berge gesehen hatte, ihm als dem Besieger des
Drachen gehöre, denn er wußte ja nicht, daß es der Hort der Nibelungen,
des guten Zwergvolkes, sei. So ritt er zurück und lud den Schatz auf
sein Roß. Derselbe brachte ihm aber kein Glück.
Am Hofe zu Worms wurden nun Siegfried und Kriemhild mit großen
Freuden empfangen, und bald ward ihre Vermählung mit aller Pracht ge¬
feiert. Es war ein herrliches Königspaar, und sie regierten mit großer
Weisheit und Gerechtigkeit; mit ihrem Golde linderten sie, wo sic konnten,
jede Noth der Armuth.