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in regelmäßiger Ordnung stehen. Die gelben Randblütchen bilden
einen Strahl, sind zungenförmig und unfruLtbar (d. h. ohne Staub¬
gefäße und Stempel) und heißen Zungenblütchen. Die kleinen
Scheibenblütchen (in der Mitte) sind rotbraun, röhrenförmig und fünf¬
teilig; sie heißen Röhrenblütchen. In jeder Blütenröhre bemerkt
man fünf Staubgefäße, deren Staubbeutel zu einer Röhre verwachsen
sind, aus welcher der Griffel mit zweiteiliger Narbe hervorragt. Die
Früchte sind vom Kelch umwachsen. Der Kelchrand zeigt sich über dem
Fruchtknoten in Gestalt zweier schmalen, bald abfallenden, schuppigen
Blättchen. (Bei andern Korbblütlern erscheint der Kelchrand als Haar¬
kranz, bisweilen gestielt, wie z. B. beim Löwenzahn, dessen reife
Früchtchen deshalb vom Winde weit zerstreut werden). Auf ddm Blüten¬
boden steht neben jedem Blütchen eine Spreufchuppe. Aus dem Samen
wird ein gutes kJl gewonnen.
Kleinere Blüten zeigt die knollige Sonnenblume oder Roßkartoffel
(Topinambur) mit ausdauerndem wurzelstock, dessen knollige Verdickungen zu vieh¬
futter dienen. Beide stammen aus Südamerika.
b. Die pflanzen und das Licht. Die Sonnenblume hat ihren Namen
davon, daß ihre Blumen lbesonders die neu sich öffnenden) dem Laufe der Sonne
folgen. Ähnlich verhält sich die kleine Sonnenwende (das Peliotrop). viele pflanzen
schließen während der Nacht ihre Blüten und öffnen sie auch an trüben Tagen nur
teilweise, z. B. der Löwenzahn, Wiesenbocksbart (pabermark), die Tichorie, Winde,
das Windröschen (Anemone) u. a. m. Manche lassen abends ihre Blätter sinken,
wie z. B. der Klee, die Roßkastanie, Akazie und Linde. Die Zimmerpflanzen kehren
sich dem Fenster zu. — Unter dem Einflüsse des Lichtes bildet sich das Blatt¬
grün der grünen Pflanzenteile (in Gestalt zahlloser Körnchen) und der Farben-
schmelz der Blüten, pflanzen, die iin Dunkeln keimen, bleiben blaß und hin¬
fällig, wie z. B. die Kartoffelkeime im Keller, die der Lichtöffnung zustreben.
6. Ernährung und Atmung der Pflainen. Die pflanzen ziehen ihre
Nahrung teils mit den wurzeln aus der Erde, teils mit den Blättern
aus der Luft.
0 Mit den wurzeln saugen sie aus dem Boden Wasser auf, in welchem
in geringer Menge verschiedene mineralische Stoffe aufgelöst sind, z. B.
Kalk, Schwefel, Phosphor, Eisen, Kiesel, Kali (in Pottasche und Salpeter enthalten)
u. a. werden die pflanzen verbrannt, so bleiben diese Stoffe als Asche zurück.
2) Die Blätter dienen den Pflanzen zum Atmen. Sie haben nämlich auf
der Unterseite viele feine Spaltöffnungen (Poren). Mit diesen ziehen sie aus der
Luft hauptsächlich Kohlensäure ein. Diese, eine schädliche Luftart, ist eine
innige Verbindung von Kohlenstoff und Sauerstoff l Lebensluft) und entsteht beim
Gären, Atmen, verbrennen und verwesen. Die pflanzen zerlegen nun die Kohlen¬
säure in ihre zwei Bestandteile Den Sauerstoff atmen sie wieder aus, den Kohlen¬
stoff aber behalten sie zum Aufbau^ihres Körpers, welcher also seiner Hauptmasse
nach aus der Luft stammt. Diese Zerlegung der Kohlensäure geschieht aber nur
unter Mitwirkung des Sonnenlichtes; im Dunkeln geht sie nicht vor sich.
Einige Pflanzen, wie die Pauswurz, der Mauerpfeffer und die Flechten, ziehen
ihre Nahrung und Feuchtigkeit fast einzig aus der Luft.
3) Die pflanzen haben außer der Kohlensäureatmung, welche ein Ernäh¬
rungsvorgang ist, noch eine eigentliche Atmnng, bei welcher sie wie alle leben¬
den Wesen ständig etwas Sauerstoff ein- und Kohlensäure ausatmen, während
bei Tag die Ausscheidung des Sauerstoffes weit überwiegt, geben sie nachts nur
Kohlensäure von sich. Daher hält man in Schlafräumen keine Blumen.
(Kreislauf der Luft und des Stoffes; vergl. Rb. § 377.)
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