Full text: Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus (Theil 3)

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Winterbauden liegen meist an den Abhängen der Berge und in dem 
Busen der Thäler dorfmäßig beisammen und haben auch Benennungen 
wie wirkliche Dörfer, als Kleinaupe, Kolbendorf, Wolfshau, Brückenberg. 
Die Sommerbauden hingegen liegen mehr zerstreut im höhern Gebirge, 
obgleich sie in einer und derselben Gegend wieder eben so, wie die 
Winterbauden, unter einem Namen begriffen werden, der fast immer aus 
dem Zunamen des ersten Ansiedlers und dem Worte Baude zusammen- 
gesetzt ist, z. B. Krausenbauden, Leierbauden, Rennerbauden u. s. w- 
Mehrere der höchsten Bauden des Riesengebirges, die Wiesenbaude, die 
Hampelbaude, die Peterbaude, die alte und neue schlesische Baude, die 
Grenzbauden von Kleinaupe, sind durchaus keine Sommerbauden, sondern 
in Anbetracht, daß ihre Bewohner nebst der Viehzucht auch noch von 
Beherbergung der Reisenden leben und deshalb das ganze Jahr im 
Hause verbleiben, zu den wirklichen Winterbauden zu zählen. 
Die innere Einrichtung und das gewöhnliche Hausgeräth einer 
Baude hat immer Bezug auf die Beschäftigung der Bewohner. Ein 
Kachelofen mit einer Bratröhre und ein paar eiserne oder kupferne Kessel, 
sowie ein Topf- oder Hafenbrett, d. i. ein offener Wandschrank mit 
Querabtheilungen zur Aufbewahrung des hölzernen und des Thon- und 
Glasgeschirrs, sind die notwendigsten Bestandteile der häuslichen Ein- 
richtung einer Riesengebirgsbaude; verschiedene große und kleine Kufen, 
Kübel und Näpfe zur Käsebereitung, ein Butterfaß, eine Käsepresse, 
Schöpf- und Rührlöffel, Spinn- und Lichtstöcke u. dgl. füllen den übri- 
gen Raum der Stube. Unter den zur Bequemlichkeit und Notwendigkeit 
bestimmten Gerätschaften bemerkt man selten mehr als einen gewöhnlich 
aus schönem weißen Ahornholz verfertigten Tisch in der Fensterecke der 
Stube, nebst Bänken an den Wänden und etwa ein paar hölzernen ganz 
schmucklosen Stühlen. 
Alles dies ist sehr rein gehalten, und Ordnung macht sich in allen 
Theilen bemerkbar; allein es gehört Gewohnheit dazu, die außerordentlich 
schwüle und beängstigende Luft einer selbst in den heißesten Sommertagen 
geheizten engen Stube erträglich zu finden. 
Der Wiesenbau. 
Der Heuertrag der Wiesen vertritt im Riesengebirge die Stelle 
des Feldbaues; ihre Pflege ist daher auch nebst der Viehzucht, deren 
Grundlage die Wiesen ausmachen, für den Sudetenbewohner der er- 
heblichste Gegenstand seiner Sorgfalt. Jeder Baudenmann besitzt un- 
mittelbar vor seiner Wohnung ein nach Verhältniß seines Viehstandes 
größeres oder kleineres Stück Land, das er sorgfältig von Steinen 
reinigt und gleich seinem Gemüsegarten mit den aufgeschütteten Haufen 
derselben einzäunt. Diese Grasplätze (Grasgärten) sind die eigentlichen 
hatten oder Wiesen dieses nördlichen Hirtenlandes; ihre Cultur ist mit 
jener der schweizerischen Matten im Wesentlichen eine und dieselbe, aber 
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