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Winterbauden liegen meist an den Abhängen der Berge und in dem
Busen der Thäler dorfmäßig beisammen und haben auch Benennungen
wie wirkliche Dörfer, als Kleinaupe, Kolbendorf, Wolfshau, Brückenberg.
Die Sommerbauden hingegen liegen mehr zerstreut im höhern Gebirge,
obgleich sie in einer und derselben Gegend wieder eben so, wie die
Winterbauden, unter einem Namen begriffen werden, der fast immer aus
dem Zunamen des ersten Ansiedlers und dem Worte Baude zusammen-
gesetzt ist, z. B. Krausenbauden, Leierbauden, Rennerbauden u. s. w-
Mehrere der höchsten Bauden des Riesengebirges, die Wiesenbaude, die
Hampelbaude, die Peterbaude, die alte und neue schlesische Baude, die
Grenzbauden von Kleinaupe, sind durchaus keine Sommerbauden, sondern
in Anbetracht, daß ihre Bewohner nebst der Viehzucht auch noch von
Beherbergung der Reisenden leben und deshalb das ganze Jahr im
Hause verbleiben, zu den wirklichen Winterbauden zu zählen.
Die innere Einrichtung und das gewöhnliche Hausgeräth einer
Baude hat immer Bezug auf die Beschäftigung der Bewohner. Ein
Kachelofen mit einer Bratröhre und ein paar eiserne oder kupferne Kessel,
sowie ein Topf- oder Hafenbrett, d. i. ein offener Wandschrank mit
Querabtheilungen zur Aufbewahrung des hölzernen und des Thon- und
Glasgeschirrs, sind die notwendigsten Bestandteile der häuslichen Ein-
richtung einer Riesengebirgsbaude; verschiedene große und kleine Kufen,
Kübel und Näpfe zur Käsebereitung, ein Butterfaß, eine Käsepresse,
Schöpf- und Rührlöffel, Spinn- und Lichtstöcke u. dgl. füllen den übri-
gen Raum der Stube. Unter den zur Bequemlichkeit und Notwendigkeit
bestimmten Gerätschaften bemerkt man selten mehr als einen gewöhnlich
aus schönem weißen Ahornholz verfertigten Tisch in der Fensterecke der
Stube, nebst Bänken an den Wänden und etwa ein paar hölzernen ganz
schmucklosen Stühlen.
Alles dies ist sehr rein gehalten, und Ordnung macht sich in allen
Theilen bemerkbar; allein es gehört Gewohnheit dazu, die außerordentlich
schwüle und beängstigende Luft einer selbst in den heißesten Sommertagen
geheizten engen Stube erträglich zu finden.
Der Wiesenbau.
Der Heuertrag der Wiesen vertritt im Riesengebirge die Stelle
des Feldbaues; ihre Pflege ist daher auch nebst der Viehzucht, deren
Grundlage die Wiesen ausmachen, für den Sudetenbewohner der er-
heblichste Gegenstand seiner Sorgfalt. Jeder Baudenmann besitzt un-
mittelbar vor seiner Wohnung ein nach Verhältniß seines Viehstandes
größeres oder kleineres Stück Land, das er sorgfältig von Steinen
reinigt und gleich seinem Gemüsegarten mit den aufgeschütteten Haufen
derselben einzäunt. Diese Grasplätze (Grasgärten) sind die eigentlichen
hatten oder Wiesen dieses nördlichen Hirtenlandes; ihre Cultur ist mit
jener der schweizerischen Matten im Wesentlichen eine und dieselbe, aber
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