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9. Die Mutter und das Kind.
5Der kleine Wilhelm bat seine Mutter um Brod; da
entstand zwischen ihnen folgendes Gespräch:
Die Mutter. Ja, mein Sohn, ich will eö dir
geben; aber weißt du wohl, woher da-Brod kommt?
Wilhelm. Ihr habt es gebacken, liebe Mutter.
Die Mutter. Ja, ich nahm Mehl und Wasser,
rührte cs durch einander, säuerte mit Sauerteig, daß cs
aufging, und knetete den Teig; alsdann war Holz nö¬
thig, den Backofen zu heizen, und als dieser gehörig
warm war, da backte ich den Teig, und es ward eßba¬
res und gesundes Brod. Sich, mein liebe- Kind, so
viel gehört dazu, damit aus Mehl Brod wird. Aber
woher kommt denn das Mehl?
Wilhelm. Aus Korn. Der Müller mahlt cS auf
der Mühle.
Die Mutter. Woher kommt denn das Korn?
Wilhelm. DaS wächst aus der Erde. Mein Va¬
ter hat es acsäet.
Die Mutter. Nicht allein gesäet, sondern dein
Vater hat erst das Land gepflügt, gedüngt und dann
den Samen hincingesäct und ihn untergepflügt oder ein¬
geegget. Ist aber nun alles geschehen, mein Sohn?
Wilhelm. Nein, liebe Mutter, mein Vater hat
daS Korn gemähet, gebartet, eingebunden, in die Scheune
gebracht und auSgcdroschcn.
Die Mutter. Ganz recht, mein Sohn. Aber
wer hat es denn gemacht, daß der Same aufging und
fortwuchs? Wer gab dazu Thau und Regen? Und
wer ließ die Sonne scheinen, damit das Korn reif wer¬
den konnte? Wer gab Gesundheit und Sicherheit zu
unserer Arbeit? Wer beschützte unser Haus vor Feuer-
und WasserS-Noth, unsre Felder vor den Schlossen?
Das bat der liebe Gott gethan; denn sieh, mein Kind,
alle Menschen haben einen großen unsichtbaren Vater,
der sie fc^r lieb bat und für sie sorget. Gott ist sein
Name. Dieser Gott, oder dieser unsichtbare Va.'er, thut
zu unserm Vesten, was wir Menschen nicht thun kön¬
nen, weil wir zu schwach dazu sind. Unser Leben und
alles Gute, was wir haben, das haben wir von ihm.
Auch dieses Brod hättest du nicht, mein Kind, wenn