Full text: Der neueren Geschichte zweite Hälfte enthaltend (Bd. 4, [Schülerbd.])

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in Frankreich; er sei ein Feind deS Reiches und 
des Königes; er solle in 24 Stunden St. Ger¬ 
main, in acht Tagen Frankreich verlaßen. 
Paris ward militärisch orqanisirt. Es (leite 16 Regimenter. Die 
Obristen waren aus den höchsten EoUegien und von den angesehensten 
Einwonern; an der Spitze der ganzen Truppenmacht stund der Pre- 
vät. Alle Inhaber königlicher Gelder musten diese an das Rathaus 
ablifern. Eine Häusersteuer kam hinzu, und Eorporationen und 
Zünfte liserten freiwillige Beiträge. Das Parlement allein eine Mil¬ 
lion Livres. So stund die Sache schon in Paris, als plözlich die 
Longueville und ihr Gemal, als Conti und Marsillae sich vom Hofe 
entfernten und sich dem Parlemente anschießen. Auch die Herzoge 
von Elboeuf, Beaufort, Bouillon, Chevreuse, Lünnes, Brissac, der 
Marschal de la Mothe und ein großer Teil des Adels überhaupt mit 
Anhängern und Gefolge traten auf die Seite des Parlementes. Es 
war ein ungemeßener Enthusiasmus in Paris, und die Truppen des 
Parlementes begannen den Krieg bei Beschützung der Zufuren, stat 
ihn zu. erwarten. Conti ward vom Parlemente zum Anfürer aller 
für die Sache des Parlementes fechtenden Truppen ornant. 
Der Hof sczte endlich allen Anhängern des Parlemen¬ 
tes eine Frist von drei Teigen, wenn sie auch diese ver¬ 
streichen ließen, ohne sich unterworfen zu haben, soltcn sie 
als verbrecherische Rebellen behandelt werden. Aber weder 
dieser Schrit noch das Versprechen, im nächsten Früjahre 
die Stände des Reiches zu berufen, änderte etwas im we- 
» scntlichen, wärcnd man doch von beiden Seiten ansicng 
das Bedürfnis zu fülen einer Ausgleichung, und der Hof 
zuerst Schritte tat, die dahin füren tonten. Das Inte¬ 
resse aber mchrer unter den Fürern vereitelte zunächst 
diese Absichten, und span den Krieg fort. Die Einzeln- 
heilen desselben darzustellen, kan, nachdem die Motive, 
die ihn im algemeinen geschaffen hatten, erörtert sind, hier 
nicht am Orte sein. Anfangs schincn zwei große Interessen 
die Parteien zu constiluircn; einerseits die Sicherung bür¬ 
gerlicher Rechte; andrerseils die Sicherung königlicher Auto¬ 
rität. Allein wie in den Kriegen der Hugenotten und der 
kigu« bald persönliche Interessen alles höhere, algemcine 
absoi birken und zur Lüge machten, so auch hier. Es wa¬ 
ren sehr bald die persönlichen Bestrebungen der einzelnen 
Großen, die aus beiden Seiten stunden, denen sich alles 
höhere unterordnen mustc, und die Geschichte dieser Kriege
	        
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