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2. von des schimmernden Sees Traubengestaden her
Oder, flohest du schon wieder zum Himmel aus,
Komm in rötendem Strahle
Ruf dem Flügel der Ubendluft,
Z. Komm und lehre mein Lied jugendlich heiter sein,
Süße Freude, wie du, gleich dem beseelteren
Schnellen Jauchzen des Jünglings,
Sanft, der fühlenden Fanny gleich!
4. Schon lag hinter uns weit Uto, an dessen Fuß
Zürch in ruhigem Tale freie Bewohner nährt;
Schon war manches Gebirge
voll von Reben vorbeigeflohn.
5. Jetzt entwölkte sich fern silberner Ulpen höh,
Und der Jünglinge herz schlug schon empfindender,
Schon verriet es beredter
Sich der schönen Begleiterin.
6. Hallers „Doris", die sang, selber des Liedes wert,
hirzels Daphne, den Kleist innig wie Gleimen liebt;
Und wir Jünglinge sangen
Und empfanden wie Hagedorn.
7. Jetzo nahm uns die Uu in die beschattenden
Kühlen Urme des Waldes, welcher die Insel krönt;
Da, da kämest du, Freude,
volles Maßes auf uns herab!
8. Göttin Freude, du selbst! dich, wir empfanden dich!
Ja, du wärest es selbst, Schwester der Menschlichkeit,
Deiner Unschuld Gespielin,
Die sich über uns ganz ergoß!
9. Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeistrung hauch,
Wenn die Flur dich gebiert, wenn sich dein Odem sanft
In der Jünglinge Herzen
Und die Herzen der Mädchen gießt.
10. 5lch, du machst das Gefühl siegend, es steigt durch dich
Jede blühende Brust schöner und lebender,
Lauter redet der Liebe
Nun entzauberter Mund durch dich!
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