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10. Willkommen, edler Herr, auf Libanon, willkommen!
wiewohl sich leicht erachten läßt,
Daß ihr den weg in dieses vrachennest
Um meinetwegen nicht genommen.
Kommt, ruhet aus und nehmt ein leichtes Mahl für gut,
wobei die Freundlichkeit des Wirts das Veste tut.
Mein wein (er springt aus diesem Felsenkeller)
verdünnt das Blut und macht die Rügen Heller."
11. Der Held, dem dieser Gruß gar große Freude gab,
Folgt ungesäumt dem Landsmann in die Grotte,
Legt traulich Helm und Panzer ab
Und steht entwaffnet da gleich einem jungen Gotte.
Dem Waldmann wird, als rühr' ihn Rlquifsh Stab,
Da jener jetzt den blanken Helm entschnallet,
Und ihm den schlanken Rücken hinab
Zein langes, gelbes haar in großen Ringen wallet.
12. „wie ähnlich," ruft er, „o wie ähnlich, Stück für Ztück!
Stirn, Rüge, Mund und haar!" — „wem ähnlich?" fragt der Ritter.
„Verzeihung, junger Mann! Es war ein Rugenblick,
Ein Traum aus bessrer Zeit, so süß und auch so bitter!
Es kann nicht sein! — und doch, wie Euch dies schöne haar
Den Rücken herunter fiel, war mir's, ich seh' ihn selber
von Kopf zu Fuß. Bei Gott, sein Rbdruck ganz und gar!
Nur er von breitrer Brust und Eure Locken gelber.
13. Ihr seid der Sprache nach aus meinem Lande, vielleicht
Ist's nicht umsonst, daß Ihr dem guten Herrn so gleicht,
Um den ich hier im wilden Haine,
So fern von meinem Volk, schon sechzehn Jahre weine.
Rch, ihn zu überleben war
Mein Schicksal! Diese Hand hat ihm die Rügen geschlossen,
Dies Rüge sein frühes Grab mit treuen Zähren begossen,
Und jetzt ihn wieder in Euch zu sehn, wie wunderbar!"
14. „Der Zufall spielt zuweilen solche Spiele,"
versetzt der Jüngling. — „Sei es dann,"
Fährt jener fort; „genug, mein wackrer junger Mann,
Die Liebe, womit ich mich zu Euch gezogen fühle,
1) Ein Zauberer.