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kommt, darin ein wunderschöner Knabe, der einen Lilienstab trägt. Er¬
schreckt ergreift Scherasmin die Flucht und zieht hüon mit sich fort.
Da bricht ein fürchterliches Unwetter los; es donnert, kracht und braust
rings um sie her, als ob der ganze Wald in Splitter geschlagen werden
sollte. Der Geist des Waldes ruft hüon zurück und klagt: „was fliehst
du mich? Du fliehst vor deinem Glück." Uber Scherasmin hält hüon
von der Umkehr ab und reißt ihn aufs neue zur Flucht fort. plötzlich
hemmt eine Klostermauer die beiden aus ihrem Wege. Ohne langes be¬
sinnen dringen sie in den Klosterhof ein, wo gerade das Namensfest der
heiligen Rgathe gefeiert wird. Da tritt mitten in das bunte Treiben
der schöne Knabe, den sie im Walde gesehen haben; in dessen Gestalt
birgt sich Gberon, der König der Elsen. Er bläst in ein elfenbeinernes
Horn, und auf diese Töne hin beginnen sofort alle mit Rusnahme hüons
in leidenschaftlichem, tollem Tanze sich zu drehen und können nicht eher
aufhören, als bis auf des Ritters Bitten Gberon,' seinen Lilienstab
schwingend, Einhalt tut. Der Zaubertanz ist eine Züchtigung des leicht¬
fertigen Klostervolkes, während dieses beschämt davon schleicht, wendet
sich Gberon mit freundlichen Worten an hüon und Scherasmin. Er
kennt den Ruftrag hüons, und da er ihm seine Gunst und Hilfe zu¬
wenden will, schenkt er dem Ritter sein Horn und einen goldenen Becher.
Sobald er in Gefahr komme, solle er das Horn mit sanftem hauche er¬
tönen lassen, dann müßten alle tanzen, bis sie erschöpft zu Boden fielen;
lasse er jedoch das Horn mit starkem Schalle erklingen, dann werde
Gberon selbst zu seiner Hilfe herbeieilen. Der Becher aber werde sich
stets mit wein füllen, wenn ihn ein Guter an die Lippen bringe; in
der Hand eines Bösewichts dagegen werde er leer bleiben, erglühen und
dem Bösen Brandwunden zufügen. Mit der Mahnung, daß hüons
herz sich nie durch Schwäche entehren möge, nimmt Gberon von seinem
Schützling Rbschied.
hüon besteht darauf mit seinem Gefährten eine Reihe von Rbenteuern;
er besiegt den Riesen Rngulaffer, bemächtigt sich des schützenden Zauber¬
ringes, den dieser dem Elfenkönig geraubt, und befreit Rngela, die Braut
des Prinzen von Libanon, sowie fünfzig andere Jungfrauen aus der
Gefangenschaft, in der sie von Rngulaffer in einem eisernen Turme ge¬
halten wurden. Den weiterziehenden bietet am Rbend ein prächtiges,
von Gberon hingezaubertes Zelt eine willkommene Ruhestätte. Im
Traume sieht hüon ein Mädchen von herrlicher Schönheit und wird von
heftiger Liebe zu dieser Traumerscheinung ergriffen. Ruf der weiteren
Wanderung erlegt hüon mit Hilfe der Kraft des Zauberringes einen
Löwen, der einen Sarazenen zu zerreißen droht. Der befreite Fremdling
wird aber als ein böser Mensch erkannt, indem der Becher Oberons,