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3. Das herz, wie auf schaukelnden
Wellen der Kiel
hintreibend, den gaukelnden
Träumen ein Spiel,
4. Umkost, von unzähligen
Brmen umschmiegt,
Umplätschert, in seligen
Frieden gewiegt.
Emanuel Geibel (1815—1884).
1. Gebet.
1. Herr, den ich tief im Herzen trage, sei du mit mir!
Du Gnadenhort in Glück und Plage, sei du mit mir!
2. Im Brand des Lommers, der dem Manne die Wange bräunt,
wie in der Jugend Bosenhage, sei du mit mir!
3. Behüte mich am Born der Freude vor Übermut,
Und wenn ich an mir selbst verzage, sei du mit mir!
4. Gib deinen Geist zu meinem Liede, daß rein es sei,
Und daß kein Wort mich einst verklage, sei du mit mir!
5. Dein Legen ist wie Tau der Beben,' nichts kann ich selbst;
Doch daß ich kühn das höchste wage, sei du mit mir!
6. T> du mein Trost, du meine Stärie, mein Sonnenlicht,
Bis an das Ende meiner Tage sei du mit mir!
2. Ich fuhr von St. Goar.
1. Ich fuhr von 5t. Goar
Den grünen Bhein zu Berge,'
Ein Greis im 5ilberhaar
war meines Nachens Ferge.
2. wir plauderten nicht viel,'
Die Felsen sah ich gleiten
Dahin im Wellenspiel
Und dachte vor'ger Zeiten.
3. Und als wir an der Pfalz
Bei Taub vorüber waren,
Kam Hellen Liederschalls
Ein 5chiff zu Tal gefahren.
4. Ins weiße Segel schien
Der Übend, daß es glühte.
Ltudenten saßen drin,
Mit Laub umkränzt die hüte.
5. Da ging von Hand zu Hand
Der Belch von grünem Glaste,'
Das schönste Mägdlein stand
In goldnem haar am Maste.
6. Sie streute Bosen rot
hinunter in die wogen
Und grüßte, wie im Boot
wir sacht vorüberzogen.
7. Und horch, nun unterschied
Das 5ingen ich der andern:
Da war's mein eigen Lied,
Ich sang es einst vom wandern,'
8.Ich sang's vor manchemJahr,
Berauscht vom Maienscheine,
Da ich gleich jenen war
Ltudent zu Bonn am Bheine.