Full text: Griechische Geschichtsschreiber, Philosophen ... [et cetera] und Römische Schriftsteller in Übersetzungen (Teil 2, [Schülerband])

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und sagte, daß die einzelnen Erscheinungen in der Welt, ja die ganze Welt in 
bestimmten Zeiträumen wiederkehren. 
Wie ist die Gesetzmäßigkeit zu denken? 
Als Mathematiker glaubten die Pythagoräer die Verhältnisse in Zahlen aus— 
n zu können und behaupteten: die Zahl ist das bestimmende Wesen der 
Dinge. 
Welche Gestalt haben die Weltkörper? 
In welchem Verhältnis stehen die Weltkörper zu einander? 
Das Wellall, die Erde, die einzelnen Gestirne, auch die Sonne, sind Kugeln. 
Die Erde, die Gestirne, die Sonne bewegen sich in duͤrchsichtigen, konzentrischen 
Kugelschalen um ein Zentralfeuer. 
In der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. traten die sogenannten Sophisten 
auf, n in en welche aus der Wissenschaft ein Gewerbe machten und 
die Resultate der Wissenschaft der Menge mitteilten. Bei aller Oberfläͤchlichkeit 
haben sie doch unzweifelhaft das Verdienst, daß sie sich mehr mit dem Men— 
schen selbst beschaͤftigten. Dadurch entstanden ganz neue Fragen: 
Inwiefern ist der Mensch überhaupt fähig, die Natur der Dinge 
zu erkennen? 
Sind die Wahrnehmungen der Sinne zuverlässig? 
Gibt es eine über die sinnlichen Wahrnehmungen hinausgehende 
Einsicht in das Wesen der Dinge? 
Gibt es überhaupt eine ee Wahrheit und zweifellose Er— 
kenntnis? oder gibt es nur eine relative ie 
Gibt es ein für alle Menschen gu tiges in 
Welche Gültigkeit haben Herkommen, Gesetze und Einrichtungen? 
fe das natürliche Recht höher oder das historische, positive 
echt? 
In all Fragen liegt ein berechtigter Kern. Aber weil die Sophisten 
eine absolute Wahrheit leugneten, die sinnliche Wahrnehmung als die einzige 
Quelle der Erkenntnis anerkännten, das natürliche Recht über das positive stellten: 
so führte ihre Lehre nicht nur zur Auflösung der Wissenschaft, sondern auch zur 
Ueberzeugungslosigkeit; ja, was noch viel schlimmer war, man setzte sich über 
Gesetze und Religion hinweg. Alles geriet ins Wanken. 
Sokrates. 
Sokrates aus Athen (4695—399 erkannte die große rl sein Haupt⸗ 
verdienst u die Bekämpfung dieser Sophisten. Er glaubte felsenfest an eine 
absolute Wahrheit, an ein für alle Vn gültiges Wissen, an eine über die 
Wahrnehmungen der Sinne nn e Erkenntnis der Dinge. Als er im 
Aler von 70 Jahren aus niederen Motiven der „Verleitung der Jugend und 
nrns neuer Götter“ angeklagt und zum Tode verurteilt wurde: da hat er 
die Flucht aus dem ee e nn hat den Giftbecher getrunken; denn 
er wollte den Gesetzen treu bleiben. 
Er ei sich ausschließlich mit dem Menschen, und die Sittenlehre 
Ethih) ist Mittelpunkt und Kern seiner Lehrtätigleit. Philosophie ist ihm Selbst⸗ 
erziehung und die Tugend ein Wissen. Ziel seines Suchens und Fragens, 
wissenschaftlichen Tätigkeit sind die Begriffe; dabei galt es, nicht nur die 
ortbedeutung festzuͤstellen, sondern das im u liegende Wesen der Sache 
zu vun. i 
as ist das höchste Gut? Das, was den Menschen vollkommen befriedigt 
und ies macht. 
as macht den Menschen glücklich? Das rechte Sandeln, wozu die 
Einsicht führt. 
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