—
66. Heiden-Röslein.
Cied.)
1. Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden,
war so jung und morgenschön, lief er schnell, es nah zu sehn, sah's
mit vielen Freuden. — Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf
der Heiden.
2. Knabe sprach: Ich breche dich, Röslein auf der Heiden!
Röslein sprach: Ich steche dich, daß du ewig denkst an mich, und ich
will's nicht leiden. Röslein, Röslein, Röslein roi, Röslein auf der
Heiden.
3. Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden; Röslein
wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und Ach, mußt es eben
leiden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden. Goeethe.
67. Lob der Aster.
1. Lieb ist mir gar manche Blume, die in meinem Garten steht,
doch am liebsten mag ich weilen vor dem bunten Asterbeet.
2. Aster will ein Stern bedeuten, also hab' ich es gehört;
weiße, rote, blaue Blumen werden damit hoch geehrt.
3. Blaue, rote, weiße Blättchen sitzen um den Kelch vereint,
wie ein Kranz von hellen Strahlen rings um seinen Stern vereint.
4. Sternenblume, zu den Sternen willst du unser Auge lenken,
daß wir an der Sterne Schöpfer und an deinen mögen denken.
Brand.
68. Von meinem Blümchen.
(Cied.)
1. Ward ein Blümchen mir geschenket,
hab's gepflanzt und hab's getränket.
Vögel kommt und gebet acht!
Gelt, das hab' ich recht gemacht.
2. Sonne, laß mein Blümchen sprießen!
Wolke, komm, es zu begießen!
Richt empor dein Angesicht,
liebes Blümchen, fürcht' dich nicht!
3. Und ich kann es kaum erwarten,
täglich geh' ich in den Garten,
täglich frag' ich: „Blümchen, sprich!
Blümchen, bist du bös' auf mich?“
28