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Ich bitte Luch um Gotteswillen, weil Ihr doch sonst in allen andern
Zachen Euch wahret, kämpfet wider Euch selbst, denn Ihr selbst seid
Euer größter Feind, weil Ihr dem Teufel so viel wehr wider Luch
selbst reichet.
Ehristus ist für die Zünde gestorben einmal, aber für die Gerechtig¬
keit und Wahrheit wird er nicht sterben, sondern er lebt und regieret.
Ja, sagt Ihr, sie wird aber niedergeschlagen werden durch Gottes Zorn.
So lasset uns mit ihr niedergeschlagen werden, aber nicht durch uns
selbst. Der unser Vater geworden ist, der wird auch unsrer Kinder
Vater sein.
Ich bitte wahrlich mit Fleiß für Euch, und (es) tut mir wehe, daß
Ihr die Zorge so gierig wie die Blutegel das Blut in Luch sauget und
mein Gebet so kraftlos macht. Ich zwar, soviel die Zache betrifft (ob's
aus der Dummheit oder dem Geist herkomme, weiß mein Herr Ehristus),
bin nicht sonderlich bekümmert. Was? ich habe eine bessere Hoffnung,
denn ich gemeinst hätte.
Gott kann die Toten auferwecken, er kann auch seine Zache, ob sie
gleich fällt, erhalten, so sie gefallen ist, wiederum aufrichten, und so sie
stehet, fordern und fortsetzen. Zollen wir hierzu nicht tüchtig sein, so
geschehe es durch andere. Denn wenn wir uns mit seinen Zusagungen
nicht trösten wollen, wer ist doch itzt und anders in der Welt, den sie
angehen? Aber hiervon weiter auf ein andermal, wiewohl ich nichts
anderes tue, denn Wasser ins Meer tragen. Ehristus tröste Euch durch
seinen Geist, stärke und lehre Euch, Amen.
Werde ich hören, daß die Zache bei Euch will übel stehen, so werde
ich's kaum lassen, ich werde zu Euch eilen. Gegeben aus unserer Wüste,
den 27. Juni 1530.
2. Der Vögel Klageschrift an Luther über Wolfgang Ziebergerh.
[3n Urschrift.)
Unserm günstigen Herrn, Doctori Martina Luther,
Prediger zu Wittenberg.
Wir Drosseln, Amseln, Finken, Hänfling, Ztiglitzen samt andren
fromen, erbarn Vogeln, so diesen herbst über Wittenberg reisen sollen,
fügen Euer Liebe zu wissen, wie wir gläublich berichtet werden, das
einer, genant Wolfgang Ziberger, euer Diener, sich unterstanden habe
einer grossen freventlicher Turst (Kühnheit) und etliche alte verdorbene
Netze aus grossem Zorn und hass über uns teuer gekauft, damit einen
I) Luthers Diener, der sich einen Vogelherd angelegt hatte, worüber Luther
seine Mißbilligung ihm in diesem launigen Briefe zu erkennen gab.