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durch Alexander den Großen erinnert, was dieser im Jahre 332 im
östlichen Meere begonnen hatte, das vollendete Scipio im Jahre 146
im westlichen. In Tprus wurde die Blüte der phönizischen Seemacht ge¬
brochen,- der Fall Karthagos war für ihr Geschick endgültig entscheidend.
Die Phönizier, die durch Handel, Kolonisation und zuletzt auch durch Krieg
einen in der Hauptsache belebenden Einfluß auf den Okzident ausgeübt
hatten, waren dadurch vernichtet.
Nach Leopold v. Ranke.
(O. Liehrmami, Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten III.)
39. Kaisers Geburtstagsfeier zur Römerzeit auf dem Limeskastell
Zaalburg.
Der Vorabend des großen Festtages, 'den die Garnisonen aller römischen
Grenzfestungen von den sturmdurchbrausten Bergen Schottlands bis an
die heißen Ufer des Hits ihrem Kaiser und obersten Kriegsherrn zu Ehren
feierlich begehen, hat auch auf der Saalburg tausend Hände in Bewegung
gesetzt — das Hauptquartier, die Baracken der Soldaten, das Haupttor des
Kastells, die Türen und Fenster der stattlichen Villa, die Wohnhäuser
der ausgedehnten bürgerlichen Niederlassung werden mit Kränzen und
Laubgewinden geschmückt. Jeder Soldat legt sein bestes Lederkoller zurecht,
putzt seinen Helm, die Verzierung des Schildes und die metallnen Ehren¬
zeichen, die, an Lederstreifen aufgereiht, manchem im Dienste ergrauten
Zenturio die narbenreiche Brust fast ganz bedecken. Die Bildsäulen des
Schutzgeistes der Zenturien, die als segenverleihende Gottheiten in den Lager¬
gassen aufgestellt sind, tragen Blumenkränze auf dem Haupte.
Am Morgen des Festtages sind die Frauen im Lagerdorf eifrig mit
ihrer Toilette beschäftigt. Nachdem sie ihr haar gekämmt und mit wohl¬
riechendem Gl gesalbt haben, scheiteln sie es sorgfältig vor einem Glas¬
spiegel mit Goldbelag. Sie legen goldene Ohrringe an, schmücken den
hals mit kleinen Ketten, die Finger mit Ringen. Lin Armband aus blauem
Glase wird angelegt, Gewandnadeln mit schöner Emailleverzierung halten
das Gewand auf der Schulter zusammen. Den Fuß schmücken Sandalen,
deren Lederriemen durch eingepreßte Goldornamente und durch einen
gelben Topas verziert sind. Auch den Kindern werden die Feiertags¬
kleider angezogen. Kleine Knaben erscheinen mit einem hölzernen Schwerte
am Gürtel, stolz darauf, daß sie einst gleich ihren Vätern die Waffe für
ihren Kaiser führen werden.
Jetzt ertönt der durchdringende Klang der Tuba im Kastell und ver¬
kündet den Beginn der Feier. In dem kleinen Hofe vor dem Fahnen¬
heiligtum, dessen Tür geöffnet ist, sodaß die bekränzte Büste des Kaisers
sichtbar ist, versammeln sich sämtliche Offiziere; in dem größeren Hofe