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A. prosa. 
Märchen und Erzählungen. 
Der Besuch int Himmel. 
vor dem Tor aus einem Hügel lag der Friedhof, und die vergoldeten 
Ureuze schimmerten weit in das Tal hinein. Kuf der Itraße, die aus der 
Stabt führte, ging an einem kalten Wintertage eine alte Frau,.'.die einen 
beladenen Tragkorb auf dem Rücken hatte. Km Fuß des Hügels machte 
sie halt, um zu ruhen. Über aus der Zteinbank, wo sie sonst ihre Last 
abstellte, saß ein langer, in einen grauen, faltigen Mantel gehüllter Mann. 
Die Frau blieb stehen und stützte ihren Tragkorb durch einen gegabelten 
Ztock, den sie zu diesem Zweck mit sich führte. 
„Wohin, Frau Mutter?" fragte der Mann im Mantel. „Da hinauf," 
entgegnete die Ulte und wies mit dem Zeigefinger nach dem Friedhof. 
„Da oben wohne ich. Ich bin die Witwe des vorigen Totengräbers und 
habe freie Wohnung im Totengräberhaus. Im Zommer darf ich auch 
meine Ziege auf den Gräbern weiden, aber jetzt im Winter muß ich mir 
das Dürrfutter kaufen, wenn ich es nicht von einem barmherzigen Menschen 
geschenkt bekomme, wie heute. 5eht nur, die Tracht Klee hat mir der 
reiche Nößleinwirt geschenkt." 
„Ihr tragt wohl schwer?" „Unsereins ist dergleichen von Jugend 
auf gewohnt. Ich habe in früheren Jahren wohl das Doppelte getragen." 
„Wißt Ihr was, Frau Mutter? Ich will auch da hinauf, ich habe droben 
ein Geschäft. Wie wär's, wenn Ihr mich die kleine Ztrecke bis zum 
Friedhof tragen wolltet?" „Ich Euch tragen? Ich, eine alte Frau?" „Ich 
bin nicht so schwer,/als Ihr meint," sagte .der Mann, „und wenn ich auch 
nicht ein Unochengerippe bin, wie mich der Maler droben in dem Dein- 
häuslein an die Wand gemalt hat, viel mehr als haut und Unochen bin 
ich nicht, und mein Gewicht ist kaum der Rede wert. Ich bin der Tod." 
Mit diesen Worten lüftete er die Uapuze seines Mantels und grinste 
die Ulte aus leeren Kugenhöhlen an. „Nehmt mich mit," wiederholte er. 
Deutsches Lesebuch für Realschulen. II. 1
	        
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