Erster Abschnitt.
Wrosa.
A. Grriihltndr Prosa.
I. stlfinsicn.
1. Undank ist der Welt Loh«.
(Heinrich Pröhle.)
Es war einmal ein Bauer, dem lag beim Fahren ein Stein im
Wege; den hob er ans, und da zischte eine Schlange darunter hervor,
die unter dem Steine eingeklemmt gewesen war. Sie fuhr sogleich
aus ihn los und wollte ihren Retter ermorden und sagte, daß Undank
der Welt Lohn wäre. Der Bauer sagte aber, Dank sei der Welt
Lohn, und so beschlossen sie, drei Stimmen darüber zu hören, und
wenn alle sagen würden, daß Undank der Welt Lohn sei, so solle die
Scklange den Bauersmann töten.
Da sie noch so sprachen, kam ein altes und gedientes Roß daher,
das war von seinem Herrn verstoßen und sagte, Undank sei der Welt
Lohn. Darauf kam ein alter, blinder Hund in der Furche herab
gegangen, der war auch von seinem Herrn verstoßen und sagte
wieder, Undank sei der Welt Lohn. Da triumphierte die Schlange
schon, aber es kam jetzt ein Fuchs, der sagte, nach Beschaffenheit der
Umstände sei Dank und Undank der Welt Lohn, und ehe er darüber
urteilen könne, ob für diesmal die Schlange dein Bauer Dank schuldig
sei, müßte diese sich nochmals unter den Stein legen, den der Bauer
von ihr abgewälzt habe. Das that die Schlange auch, und als sie
wieder unter dem Steine lag, drückte ihr sogleich der Bauer mit dein
Steine den Kopf ein.
Schulz, Deutsches Lesebuch für höhere Lehranst. I. Teil. 2. Abt.
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